Reviews
Live At The Royal Albert Hall (DVD)
Info
Musikrichtung:
Classic Rock
VÖ: 25.11.2016 (Eagle Rock Entertainment / Universal Music) Gesamtspielzeit: 102:00 Internet: http://www.heart-music.com |
Die beiden Schwestern Ann und Nancy Wilson waren in diesem Jahr erstmals seit vielen Jahren wieder mit ihrer Band Heart in Europa unterwegs. Die englischen Fans kamen sogar noch in den speziellen Genuss, Heart mit dem Royal Philharmonic Orchestra in der weltberühmten Royal Albert Hall zu genießen.
Heart steigen mit „Magic Man“, einem Klassiker vom Debütalbum, in den Abend ein. Der Sound kracht ganz ordentlich, hier wird famos aufgekocht. Gitarren und Keyboards soweit das Auge reicht - und die Rhythmussektion dampft ganz im Stil ihrer Vorbilder Led Zeppelin um die Ecke. Die Halle ist schon von der Optik her etwas ganz besonderes. Der Schwenk durch das atemberaubende Rund beeindruckt mich gewaltig. Das englische Publikum ist komplett aus dem Häuschen und feiert die Band.
Zum zweiten Song „Heaven“ stellt Ann Wilson dann das Orchester vor, das unter rauschendem Applaus seine Plätze einnimmt. Auch hier ist der Zeppelin-Faktor geradezu greifbar. Die Sitar und der orientalische Einschlag des Stücks erinnern mich stark an „Kashmir“. „Dreamboat Annie“ ist der Oberhammer. Ann spielt dazu eine famose Querflöte und verleiht neben dem Orchester dem Song noch mehr Atmosphäre. Auch bei „What About Love“ können Band und Orchester markante Akzente setzen.
Gesanglich merkt man Ann Wilson ihr Alter mittlerweile schon an. Sie kämpft gerade bei etlichen hohen Tönen doch sehr, schont sich dabei jedoch gesanglich keineswegs. Die Begleitband ist wie zu erwarten musikalisch auf allerhöchstem Niveau, wobei mir hier vom Paradiesvogel-Faktor her am Bass Mike Inez schon fehlt. „These Dreams“ und „Alone“ sind bestechend gut. Hier spürt man förmlich, wie gebannt das Publikum bei der Sache ist. Der anschließende Beifall spricht Bände. Anns Schwester Nancy klingt stimmlich auch nicht ganz taufrisch, gleicht dies jedoch durch eine packende Gitarren-Performance wieder aus.
Die neueren Stücke wie „Beautiful Broken“ oder „Mashallah!“ klingen wesentlich punkiger und härter als die alten, bleiben mir aber nicht so im Ohr hängen. Auch ist nach „Alone“ das Orchester im Prinzip schon fertig, die restlichen Stücke spielt die Band ohne Begleitung. Aufgrund der etlichen neuen Songs, die das Publikum offenbar nicht so gut kennt, wird der Konzertfluss teilweise etwas unterbrochen. Dass es auch ganz anders geht beweist Nancy, indem sie mit ihrer akustischen Gitarre das fabelhafte „Crazy On You“ anstimmt. Dabei versetzt sie das Publikum reihenweise in Verzückung und lässt sich sichtlich davon mitreißen. „Barracuda“ klingt etwas lahm und wird langsamer gespielt als in der Studioversion. Die obligatorische Verneigung vor Led Zeppelin erfolgt mit dem genialen „No Quarter“, das keinerlei Vergleiche mit dem Original zu scheuen braucht. „Kick It Out“ beschließt das tolle Konzert, das Publikum ist aus dem Häuschen.
Die DVD bietet bei tollem Sound und Bild ein Heart-Konzert, wie man es auf der vergangenen Tour zu sehen bekam. Für mich fehlen jedoch einige meiner Favoriten definitiv auf der Setliste. Zum Beispiel „If Looks That Kill“, „Dog And Butterfly“ oder „Back To Avalon“.
Das Bonus-Interview ist sehr interessant. Hier berichten die Wilson-Schwestern sehr ehrlich über ihre derzeitige Motivation und einige Sachen aus der Band-Historie. Vor allem die offene Aussage über die 80er erstaunt mich sehr - „zu viel Koks und zu viel Egomanie“. Man sieht zwei Künstlerinnen, die darüber hinaus noch immer der Meinung sind, den perfekten Song noch nicht geschrieben zu haben.
Insgesamt ein beeindruckendes Konzertdokument das aber auch zeigt, dass Heart vor allem gesanglich mittlerweile zwar in Würde, aber doch auch gealtert sind. Der große Minuspunkt ist die Spieldauer des Konzerts. Bei lediglich 85 Minuten hätte ich zumindest als Fan nach dem Konzert zu pfeifen begonnen.
Stefan Graßl
Trackliste
1 | Magic Man |
2 | Heaven |
3 | Dreamboat Annie |
4 | What About Love |
5 | Jump |
6 | Sweet Darlin’ |
7 | Two |
8 | These Dreams |
9 | Alone |
10 | Beautiful Broken |
11 | Mashallah! |
12 | Silver Wheels |
13 | Crazy On You |
14 | Sand |
15 | No Quarter |
16 | Barracuda |
17 | Kick It Out |
Besetzung
Nancy Wilson – guitar & vocals
Benjamin Smith – drums
Daniel Rothchild – bass
Craig Bartock – guitar
Christopher Joyner – keyboards
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |