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Reviews

Christoph Israel

Ein Wintermärchen; Weihnachtslieder aus Deutschland


Info

Musikrichtung: Weihnachtslieder modern interpretiert

VÖ: 25.11.2016

(Deutsche Grammophon / Universal)

Gesamtspielzeit: 54:04

Die Versuche Weihnachtslieder in ein modernes Gewand zu kleiden, sind Legion. Die Tatsache, dass dieses Fest jährlich gefeiert wird, wird dabei zum Verhängnis. Denn alle Jahre wieder versuchen sich Musiker an dieser Aufgabe – und scheitern in der Regel kläglich.

Christoph Israel tritt nun mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg an. Das klingt – zu zwei Dritteln zutreffend – nach einem instrumentalen Ansatz. Für sechs Stücke hat Israel sich aber auch prominente vokale Unterstützung geholt.

Wenn ich eine Weihnachtsplatte auflege, dann erwarte ich primär, dass eine weihnachtliche Stimmung erzeugt wird. Das gelingt diesem Wintermärchen durchgehend nicht. Am meisten Weihnachtsatmosphäre verströmt noch die naive Malerei des Cover-Artworks.

Max Raabe ist an dieser Stelle eine echte Fehlbesetzung. Mit seiner verschmitzt altmodischen Art hätte er den „Kinderlein“ vielleicht wirklich ein neues Gesicht geben können. Aber leider verzichtet er hier auf das Spitzbübische, das ihn sonst auszeichnet,völlig. Damit fehlt der Interpretation sowohl Raabe, als auch Weihnachten.

„Morgen Kinder wird’s was geben“ startet fast wie eine Cole Porter Nummer. Streicher und Bläser sind schön zu hören, aber das kratzende Violin-Solo von Messun Hong-Coleman killt jede Besinnlichkeit.

Und auch im Weiteren sind es primär die negativen Eindrücke, die auffallen. „Leise rieselt der Schnee“ kommt gleich zwei Mal. In der instrumentalen Fassung (Track 8) ist das Stück kaum zu erkennen und verfällt in eine eher depressive Stimmung. Wenn später Gregor Myle das Stück singspricht, fragt man sich, warum er das auf eine so stoßhaft abgehackte Weise tut.

Auch die weiteren Vokalisten schrecken eher ab. Da ist die stimmungstötende Kellerstimme von Thomas Quasthoff und der furchtbare Schlagergesang von Cassandra Stehen. Dem Ganzen die Krone setzt aber Katharina Thalbach auf. Wenn sie „Morgen Kinder wird's was geben“ intoniert, klingt das, als ob Gollum Weihnachtslieder singt.

Da lob ich mir die guten alten Schöneberger Sängerknaben!



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Ihr Kinderlein kommet (Max Raabe) 3:00
2Morgen Kinder wird's was geben (Violin-Solo: Messun Hong-Coleman) 2:18
3Joseph, lieber Joseph mein 2:52
4Süsser die Glocken nie klingen (Thomas Quasthoff) 3:28
5Kling, Glöckchen klingelingeling 3:00
6O Tannenbaum 3:30
7Stille Nacht (Max Raabe) 4:02
8Leise rieselt der Schnee 3:04
9Schneeflöckchen Weissröckchen 2:33
10Stille Nacht (Albrecht Mayer: Englischhorn / Andreas Blau: Flöte) 2:53
11O selige Nacht 3:26
12Ich steh an Deiner Krippen hier 3:11
13Leise rieselt der Schnee (Gregor Meyle) 3:00
14Maria durch ein Dornwald ging 2:43
15O Jesulein zart 2:39
16Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen (Cassandra Steen) 2:48
17Ihr Kinderlein kommet 3:01
18Morgen Kinder wird's was geben (Katharina Thalbach) 2:19
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