Reviews
The Clash (Vinyl)
Info
Musikrichtung:
Punk
VÖ: 14.10.2016 (1977) (Columbia / Legacy / Sony) Gesamtspielzeit: 35:11 |
Wie bei jeder musikalischen Revolution streiten sich auch beim britischen Punk die Gelehrten, wann denn nun der Startschuss gefallen ist. Aber dass die Debüts von den Sex Pistols und den Clash mit in die erste Reihe gehören, daran besteht wohl kaum ein Zweifel.
Schon beim ersten Durchhören von The Clash fällt auf, dass sich das Quartett aus London deutlich von vielen Punk-Bands unterschied, die – wie sie später oft selbst bekannten – kaum in der Lage waren ihre Gitarren selber zu stimmen,, geschweige denn sie richtig zu spielen.
Die Clash ließen das Establishment diesseits und jenseits des Atlantiks („I’m so bored with the U.S.A.“, „London’s burning“) zwar deutlich und punkig-rotzig spüren, was sie von ihm hielten. Das hielt sie aber nicht davon ab, ihre Stücke mit Gitarrensoli zu verzieren, die eher in der Tradition des Hard Rocks der 70er als in der des Punk/Wave Geschrammels der Endsiebziger standen. Man höre sich nur einmal die Gitarrenarbeit bei „Remote Contröl“ und „Cheat“ an.
Bereits hier begründete sich eine spätere Entwicklung, die Joe Strummer, ähnlich wenn auch etwas abgeschwächt, wie Sting von The Police und Bono von U2 zu elder statesmen des Rock machten, von denen man erwartet, dass sie etwas gesellschaftlich und politisch Bedeutsames zu sagen haben. Ein CD Titel wie Sandinista hatte keinen No Future Pathos mehr, sondern war eine Solidaritätsadresse an die Revolution in Nicaragua, die für die politische Linke weltweit – zumindest in ihrer Anfangszeit – ein großes Hoffnungszeichen dafür war, dass der Kapitalismus überwindbar ist.
Dass es auch für den Punk keine Stunde Null gab, zeigt sich an den deutlich zu erkennenden Einflüssen, die die Clash verarbeiten. Und das ist nicht nur die Cover Version von Lee „Scratch“ Perrys „Police & Thieves“, ursprünglich ein Hit für Junior Murvin, heute einer der wichtigsten Reggae Klassiker. Nicht nur bei „What’s my Name“, bei dem man unwillkürlich „Teenage Lobotomy“ als Refrain anstimmen will, ist die Soundästhetik der Ramones mit den Händen zu greifen. Auch „White Riot“ dürfte den New Yorkern einiges zu verdanken haben.
Die Aufmachung der wieder veröffentlichten LP ist nicht viel mehr als solide. 180g Vinyl gehört heute zum Standard. Die reine Reproduktion des Original-Covers sorgt zumindest für Authentizität. Boni gibt es weder im Musikprogramm, noch in der Ausstattung. Das schwarze Gold steckt in einer mit den Texten bedruckten, ungefütterten weißen Innenhülle aus stärkerem Papier, die zumindest bei den ersten Entnahmen so stramm sitzt, dass die LP nicht aus der Hülle gleitet. Man kommt nicht umhin auf die Rillen zu fassen, um das Vinyl ans Tageslicht zu befördern, was zumindest Vinyl Nerds nur mit Magengrimmen tun werden
Trackliste
1 Janie Jones (2:07)
2 Remote Control (3:03)
3 I'm so bored with the U.S.A. (2:24)
4 White Riot (1:56)
5 Hate & War (2:06
6 What's my Name (1:41)
7 Deny (3:06)
8 London's burning (2:11)
Seite 2
1 Career Opportunities (1:54)
2 Cheat (2:06)
3 Protex Blue (1:47)
4 Police & Thieves (6:03)
5 48 Hours (1:36)
6 Garageland (3:11)
Besetzung
Joe Strummer (Git, Voc)
Paul Simonon (B)
Tory Crimes (Dr)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |