Reviews

Sarah Kaiser

Freiheit; Auf den Spuren Martin Luthers

Info Musikrichtung: Geistliches Lied / Jazz VÖ: 26.08.2016 (Gerth) Gesamtspielzeit: 44:55 Internet: http://www.sarahkaiser.de

2003 hat Sarah Kasier mit dem Paul Gerhardt-Tribut Gast auf Erden ihr Debüt veröffentlicht. Seitdem sind mehrere weitere Alben erschienen - mit eigenen Liedern und weiteren Neuinterpretationen geistlicher Klassiker. Das heran nahende Reformationsjubiläum hat Sarah nun zum zweiten Mal zu einem Album veranlasst, das sich mit nur einem „Songwriter“ beschäftigt – übrigens dem einzigen Autor, von dem sich mehr Lieder im Evangelischen Kirchengesangsbuch befinden, als von Paul Gerhardt. Die Rede ist natürlich von Martin Luther.

Freiheit liegt aber ein deutlich anderes Konzept zu Grunde als Gast auf Erden. Nur drei Mal stammen Text und Musik von Martin Luther („ Eine feste Burg ist unser Gott“, „Gelobet seist Du, Jesu Christ“, „Vom Himmel hoch“). Zwei wird die Musik des Reformators mit neuen Texten versehen („Mein Herz ist voll“, „Aus tiefer Not“). Genauso oft (5 Mal) reflektieren völlig neue Lieder das, was in der Reformation geschehen ist. „Die Gedanken sind frei“ ist ein neu bearbeitetes deutsches Volkslied.

Um es gleich vorweg zu sagen. Die Luther Adaptionen gelingen Sarah Kaiser wesentlich schlechter, als die zu Paul Gerhardt. Und das ist kein Zufall. Auf allen ihren CDs ist zu bemerken, dass Sarah für eine Jazz-Sängerin oft zu brav und zu lieb ist. Sie liefert – um es etwas böse zuzuspitzen - Jazz für den Familiengottesdienst und nicht für den Harlemer Keller-Club.

Bei Paul Gerhardt war das okay – und auch bei späteren Adaptionen, z.B. von Matthias Claudius. Ihren oft stark mit Naturbildern ausgestatteten Andachtsliedern stand dieser Ansatz. Aber die existentielle Verzweiflung und Bedrohung, die sich in den lutherischen Liedern ausdrücken, die oft ganz real gemeinte Kamplieder gegen den Satan und die antigöttlichen Kräfte waren, von deren Existenz der mittelalterliche Mensch Luther überzeugt war, kommt bei Sarah Kaiser nicht einmal ansatzweise zum Ausdruck. So sind die drei Luther-Texte auch die mit Abstand schwächsten Stücke der CD.

Am stärksten sind das kraftvoll rhythmische „Wenn wir wollten, was wir sollten“, der schön swingende Jazz von „Fundament“ und der ebenfalls jazzig swingende Opener „Mein Herz ist voll“, der die Freude an der Rettung durch Jesus Christus wirklich abbildet.

Norbert von Fransecky