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Gudrun Gut

Vogelmixe

Info Musikrichtung: Electronic / Avantgarde VÖ: 03.09.2016 (H'Art / Bertus) Gesamtspielzeit: 63:34 Internet: http://www.gudrungut.de http://www.heimatliederausdeutschland.de

Gudrun Gut dürfte einigen noch bekannt sein als treibende Kraft der frühen Neuen Deutschen Welle und des gepflegten deutschen Indie / New Wave der frühen und mittleren 80er Jahre. Kultstatus erlangte sie als treibende Kraft der Band Malaria mit ihrem Szene-Hit Kaltes Klares Wasser.

Ihr neueste Veröffentlichung bezieht sich auf ein Projekt welches als Heimatlieder aus Deutschland Vol. 2, feat. Berlin/Augsburg veröffentlicht wurde. Der Titel ist durchaus irreführend, denn diese Scheibe betreibt Integration pur. Die Stücke, welche bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, stammen aus aller Welt und wurden auch von verschiedensten Sängern und Ensembles aus der ganzen Welt eingespielt und gesungen.

Diese Aufnahmen hat sich Gudrun Gut nun vorgenommen und auf ihre Artz remixt. Hierbei hat sie sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Gesangsbeiträge erhalten blieben. Und so entstanden 45 Minuten elektronische Musik verteilt auf acht Stücke zwischen melancholischen, elektronischen Folksong, Dancefloor, Industrial und Worldpop. Das Einstiegsstück überzeugt in bester Peter-Gabriel-Manier als Mischung aus elektronischen Sounds, afrikanischen Rhythmen und Gesang. “Marhba“ überzeugt als perkussiver Pop mit EBM-/Tekkno-Anleihen und Industrial-Beats.

“Dobro jutro“ hingegen ist zunächst mehr Avantgarde. Hier wurden die Gesangsspuren mit viel Echo versehen und übereinander gelegt. Dazu erklingt kreisende, teils sägende Elektronik. Im zweiten Teil geht es dann jedoch auf den Dancefloor, Big Beats erklingen und die Gesangsamples ergeben mehr ein zusätzliches Instrument als Gesang. “La sombra del ayer“ ergeht sich dann in schönster spanischer Folklore. Unterlegt mit fetten Bass und spannender elektronischer Perkussion entkommt man auch dem Schwulst. Das Stück mündet in einem manischen Spiel aus Perkussion und Beat in einem seltsam psychedelischen Etwas.

Das psychedelische Element wird auf “Toma da la ca“ zunächst in Form von Wasserrauschen, elektronischer Perkussion und ebensolcher Sounds übernommen. Dann setzt ein schleppender Downbeat ein, der von den Geräuschen ebenso wie vom gesampleten Gesang umrahmt wird. Das Stück entwickelt eine Art Schunkelrhythmus und wird dann kurzfristig von Industrialsounds durchzogen, um anschließend wieder in der psychedelischen Anfangsatmosphäre zu münden. Beendet wird das Stück mit einem pumpenden Elektrobeat, umrahmt von Sounds und Gesang. Ein etwas zerrissenes, aber dennoch eindrucksvolles Stück.

“Ein kleines Waldvögelein“ entfaltet dann seinen vollen Minnengesangscharme. Unterlegt wird dieser jedoch von dunklen elektronischen Sounds, knarzenden Beats und wabernden Atmosphären. Erinnert ein wenig an die frühen Arbeiten von Estampie. Sehr, sehr schönes Stück. Beendet wird das Album mit “Dilmano Dilbero“. Mächtige Beats, kreisende Elektronik und sphärische Gesangssamples beherschen dieses Finale.

Dem Album liegen im Übrigen auf der zweiten CD sämtliche Originaleinspielungen bei, was dieses Set wirklich perfekt macht. Denn zum einem kann man bereits die Stärke der Ursprungssongs erkennen und zum anderen die kreative Arbeit, die Gut somit ernsthaft beurteilen.

Ein Grenzgängerwerk zwischen Avantgarde, Worldmusic und Pop, das perfekt gelungen ist.

Wolfgang Kabsch