Reviews
Black Celebration
Info
Musikrichtung:
Synthie Pop / Dark Wave / Electro Wave
VÖ: 14.10.2016 (1986) (Legacy / Sony) Internet: http://www.depechemode.com https://www.legacyrecordings.com/news/ |
Zu Depeche Mode an sich muss man wohl nicht viel sagen. Als reine Synthiepopper gestartet (auch da waren sie ja quasi Pioniere) wandelte die Band sich von der von Kritikern zunächst belächelten Boyband zu einer der innovativsten Bands der 80er und teilweise auch noch 90er Jahre. Ihre letzten Alben waren mir persönlich ein wenig zu belanglos und scheinbar etwas uninspiriert. Für nächstes Jahr wurde nun ja kürzlich eine neue Welttournee und wohl auch ein neues Album angekündigt, da muss man dann schauen, ob sie wieder die Kurve bekommen. Live waren uns sind sie ja immer eine Bank.
Nun bringt der Sony-Ableger Legacy im Zuge des immer stärker werdenden Vinyl-Booms die 1986 erScheibe Black Celebration in einer prächtigen 180-Gramm-Version auf den Markt. Zunächst mal zum Album selbst: Black Celebration war Depeche Modes fünftes Album und das vierte seit der Trennung von Vince Clark, der ja bekanntermaßen in der Frühphase der Band durchaus als Mastermind gegolten hat. Mit den beiden Vorgängern Construction Time Again und Some Great Reward hatte sich die Band inzwischen mehr als freigeschwommen und ihren großen Willen zum Vermengen von Innovation, Experiment und Pophit gezeigt und bewiesen und mit Titel wie "People are People" oder "Master and Servant" die Samplingtechnologie im Pop etabliert. Mit Black Celebration wollten sie nun noch weiter gehen. Und so schufen Sie damit zwar nicht ihr erfolgreichstes, aber ein für die Popmusik und ihre eigene Karriere wegweisendes Album.
Insgesamt gelang das Album dem Titel enstprechend sehr düster, selbst die Singles “Stripped“, "A Question of Lust“ und “A Question of Time“ waren dunkler angelegt, als man es von der Band kannte. Die erste Seite des Albums knüpfte noch deutlich am Vorgängeralbum an, mit “It doesn´t matter two“ direkt und mit “Sometimes“ indirekt an der Pianoballade “Somebody“.
Die zweite Seite hingegen wurde zum wohl düstersten, was die Band je gemacht hat. “A Question of Lust“ eröffnet noch mit industriellen Rhythmen und einer hymnischen Melodie und stürzt dann nach dem kongenial eingebauten Geräusch eines startendem Autos in “Stripped, das kalt, gewalttätig und irgendwie bizarr klingt. “World Full of Nothing“ hat zwar eine durchaus schöne Melodie, ist aber sehr mystisch, dunkel und auf Grund des Verzichts auf Effekte aus dem Sampler fast schon gotisch. Selbes gilt für Dressed in Black“, durchaus berechtigt eine Hymne der Dark-Wave-/Gothic-Fraktion jener Tage. Abgeschlossen wird mit dem von Industrialklängen voran getriebenen "New Dress“. Dieses Stück, das harsche Kritik an den Nachrichten und auch der Yellow Press übt, ist zwar sehr nach vorne peitschend, doch durch seine dunklen, fast droneartigen Keyboards ebenfalls sehr düster angelegt. Definitiv: Black Celebration war ein weiterer wichtiger Meilenstein für Depeche Mode auf dem sie ihre Suche nach Hits mit Anspruch weiter perfektionierten ohne sich zu verraten.
Die hier nun vorliegende Auflage des Albums auf Vinyl ist ein absolutes Schmankerl für den Fan. Die Scheibe erscheint nun im aufwändig gestaltetem Fold-Out-Cover mit edlem Hochglanzdruck. Im Gegenzug zum Original sind die Symbole links und rechts vom Bild nicht geprägt, sondern im Gegensatz zum hier matten Hintergrund ebenfalls durch Hochglanz hervorgehoben. Auf der linken Innenseite sind sehr kurze, aber ebenso interessante Linernotes von Mitproduzent Daniel Miller abgedruckt, auf der gegenüberliegenden Seite ein Bild der Band (Es ist das Coverfoto des Samplers The Singles 81 – 85). Ein wenig entäuscht bin ich von dem Inlay, welches 1:1 der Innenhülle der Originalplatte entspricht. Hier sind also die Texte und die Credits auf einem etwas hochwertigerem Papier abgedruckt. Warum ich enttäuscht bin? Nun, man hätte dem Ganzen vielleicht auch ein Doppelblatt gönnen dürfen, auf welchem die Texte und Credits dann auch für den in der Regel bereits etwas Älteren Käufer lesbar wären. Größe und Auflösung der Buchstaben ist mangelhaft.
Aber das Wichtigste schlussendlich überzeugt auf ganzer Linie. Das schwere 180-Gramm-Vinyl ist perfekt. Ich habe leider keine Information darüber, auf welchem Remaster die Überspielung beruht, aber diese ist fantastisch. Als ich die Scheibe das erste Mal rotieren ließ (in angemessener Lautstärke über Kopfhörer) glaubte ich ein völlig neues Album zu hören. Das lag zum Einem sicher daran, das ich diese Scheibe schon lang nicht mehr in Gänze gehört habe, aber vor allem an dem grandiosen Klang. Die Soundeffekte sind so transparent. Ich glaube, die Hälfte dieser Sounds hab ich früher nicht so gehört. Die Lautstärke ist ebenso perfekt wie die Stereoauflösung. Auch hier empfinde ich eine klare Verbesserung zum Original. Die Höhen scheinen ein wenig verstärkt worden zu sein und ein Rauschen ist überhaupt nicht zu hören. Mein altes Original ist noch im damals oft für Depeche Mode eingesetzten farbigen, in diesem Fall hellgrauen Vinyl, welches meiner Meinung nach sowieso ein wenig schlechter klingt als schwarzes. Und der Hörvergleich zwischen diesen beiden Exemplaren ist phänomenal.
Ein wichtiges Album erklingt hier im neuen Glanz, ohne dass hier der Charme und der Sound des Originals zerstört wurde. Ganz im Gegenteil.
Wolfgang Kabsch
Trackliste
Black Celebration
Fly on the windscreen (Final)
A Question of Lust
Sometimes
It doesn´t matter two
Seite 2
A question of time
Stripped
Here is the house
World full of nothing
Dressed in black
New dress
Besetzung
Martin L. Gore: Synthesizer, Programmings
Alan Wilder: Synthesizer, Programmings
Andy Fletcher: Syntesizer, Programmings
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |