Reviews
Take me high
Info
Musikrichtung:
Blues
VÖ: 22.07.2016 (Ruf / In-Akustik) Gesamtspielzeit: 43:47 Internet: http://www.laurencejonesmusic.com |
Ein begeisterter Kritiker schrieb, die Songs auf dieser CD im Vinyl-LP-Design seien wie die Kapitel eines Buches. Ein schönes Bild. Und eine zutreffende Beschreibung. Laurence Jones malt das Bild mit der ganzen Palette an Saiten und Stimmbändern, die ihm zu Gebote stehen, aus.
Wenn es darum geht, ob knallige oder dezente Farben verwendet werden sollen, beweist der junge Brite zudem ein bemerkenswertes Gespür für Kontraste und die unzähligen möglichen Schattierungen. Damit führt er vor, wie variabel moderner Blues sein kann – sein MUSS, um sich weiterzuentwickeln.
Was mich besonders beeindruckt: Für jedes Lied hat sich Jones ein Hauptriff ausgedacht, das so stark ist, dass man das akustische Gebilde, das es trägt, von der ersten bis zur letzten Sekunde genießt. Selbst bei Mississippi Delta Blues oder der schweren Variante („Addicted to your Love“!), die das Rüstzeug jedes Blues-Musikers bilden, ist stets eine ganz eigene Note präsent.
Der zweite Song „Something´s changed“ verblüfft aus dem Nichts mit einem völlig natürlich klingenden Reggae-Groove. Da braucht man nix geraucht zu haben, um wegzufliegen! Und wenn das Solo einsetzt, ist der Rausch perfekt (und leider allzu schnell vorbei).
Etwas ganz Besonderes ist auch „I will“: Leichtfüßiger und von Produzenten-Legende Mike Vernon entsprechend luftig in Szene gesetzt, steht Jones´ merklich gereifter Gesang stärker im Fokus. Dazu perlt seine Gitarre, dass einem die Schauer nur so den Rücken rauf- und runterlaufen. Diese Nummer ist alleine schon das Geld für Take me high wert. Wie die Gitarrenarbeit insgesamt, die bei jedem Track in Spielweise oder Ton oder beidem ein wenig anders ist. Das ist große Kunst!
Hier hat alles Hand und Fuß. Deshalb ist es auch gewiss kein Zufall, dass ausgerechnet Stevie Wonders „Higher Ground“ den Schlusspunkt setzt. Die Wahl zeugt von exquisitem Geschmack, und die Ausführung (mit Gastsänger Reuben Richards, der stellenweise als Roger-Chapman-Double durchgeht) macht dem Original alle Ehre; dennoch setzt sich Jones´ ausgeprägter eigener Stil mühelos durch, auch deshalb, weil auf Take me high vieles live eingespielt wurde. Nochmal große Kunst!
Dieses vierte Album ist die Reifeprüfung. Und die hat Laurence Jones mit Bravour bestanden. auch dank der exzellenten Mitmusiker, Bassist Roger Inniss, Drummer Phil Wilson und Bob Fridzema an Keyboard und Hammond. Als zweiter Gast spielt Paul Jones auf „The Price I pay“ Mundharmonika. Doch da kommt in Zukunft mit Sicherheit noch mehr, das noch viel besser ist!
Bei dieser famosen Leistung braucht sich niemand zu wundern, wenn der Meister dieses Jahr zum dritten Mal hintereinander den British Blues Award in der Kategorie Nachwuchskünstler gewinnt. Obwohl, „Nachwuchs“...? Das war mal! Es ist Zeit für den Großen Pott! Dabei kommt Jones, der seit seinem achten Lebensjahr Gitarre spielt, auf dem unscheinbaren Cover wie Schwiegermutters Liebling rüber, der kein Wässerchen trüben kann...
Michael Schübeler
Trackliste
1 | Got no Place to go | 3:57 |
2 | Something´s changed | 4:11 |
3 | Live it up | 3:51 |
4 | Addicted to your Love | 5:19 |
5 | I will | 4:02 |
6 | Thinking about tomorrow | 5:28 |
7 | Take me high | 4:25 |
8 | Down & blue | 4:19 |
9 | The Price I pay | 4:21 |
10 | Higher Ground | 3:52 |
Besetzung
Roger Inniss (B)
Phil Wilson (Dr)
Bob Fridzema (Keys / Hammond)
Mike Vernon (Backing Voc)
Paul Jones (Harmonica)
Reuben Richards (Voc on „Higher Ground”, Backing Voc on „Live it up”)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |