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Reviews

Till Brönner

The Good Life


Info

Musikrichtung: Jazz um Mitternacht

VÖ: 02.09.2016

(OKeh)

Gesamtspielzeit: 60:00

Internet:

http://tillbroenner.de/
http://www.mcs-berlin.com/main/

Da klebt ein Sticker auf dem Jewelcase: The New Album, Music for peaceful moments.
Dieses Album ist eine Rückkehr zu den Wurzeln, eine intime, bewusst zurückhaltende Hommage an die einzigartige Macht des Jazz., so lese ich in der Ankündigung dieser Platte.
Aufgenommen wurde The Good Life mit einer All-Star Band in Los Angeles und wurde produziert von Ruud Jacobs.

Und abermals singt Brönner, und erneut meine ich zu vernehmen, dass er sich damit in Richtung Chet Baker bewegen will. Ich muss das so sehen: Würde ich Chet Baker’s Musik nicht kennen, dann träfe ich bei den Vokalstücken dieser Platte auf eine einschmeichelnde und samtig wirkende Atmosphäre, die in der Tat für peaceful moments gut geeignet ist. Doch lege ich nun die Referenzlatte an, komme ich nicht umhin, wie schon einmal, festzustellen, dass dieser Ansatz, gesanglich in Richtung Chet Baker vorzupreschen, nicht erfüllt wird, zumal gerade im Fall Baker‘s dessen Tiefe und Intensität seiner ihm eigenen Tragik, die er ausstrahlt, ein zu hoher Berg wäre, um ihn erfolgreich erklimmen zu können. Dieses mögliche Bemühen sehe ich insofern als misslungen an.

Nicht so das Trompetenspiel, auch hier ist sicher Baker als Vorbild auszumachen. Gut, auch hier fehlt (mir) diese gewisse Dramatik, aber emotional wird der Kern der gewählten Songs sehr gut getroffen und ausgedrückt, schöne und entspannende Musik, unterstützt von der hervorragenden Band.
Ob diese Musik nun bei beinharten Jazzfans nun auch als Jazz durchgehen wird, bleibt dahingestellt, man könnte den Eindruck gewinnen, das sei ein weiterer Sprung auf den Lifestyle-Zug, ein Zug, auf den Viele aufspringen, die gar nicht wissen, was Jazz ist. Hauptsache, alles ist ruhig und coooool, und kann auch locker im Hintergrund unterhalten.
Das muss kein Indiz für schlechte Musik sein, aber das ist fast schon Pop-Musik. Nun, das wäre dann wieder gut, wenn sich Jazz auf diese Weise in diese Gefilde einschleichen und sie unterwandern könnte.

Brönner ist zweifelsfrei ein sehr guter Musiker, es ist ihm hoch anzurechnen, dass er versucht, mit solchen Platten populär zu werden, ich wünsche es ihm sogar. Doch eines sollte klar sein, im Verhältnis zu Baker bleibt diese Musik steril, akademisch und zu abgeklärt, nicht schmutzig genug, aber unterhaltend. Und wenn es dann so richtig schön swingt, auch einmal mit einem feinen Gitarrensolo, wie zum Beispiel bei “I May Be Wrong“, dann geraten auch die äußeren Extremitäten so langsam in Bewegung, ebenso bei “Come Dance With Me“, das ganz cool swingt, doch – im Hinterkopf habe ich da dann doch den Frank Sinatra…, und den wünsche ich mir dann auch ganz stark beim letzten Song, “In The Wee Small Hours Of The Morning“. Aber egal, schön melancholisch klingt der Abschluss der Platte dann doch, und man darf entspannt sein.

Möglich ist es. dass der Musiker mit seinem neuen Album polarisieren wird, für die Einen wird es Entspannung sein, für die Anderen gähnende Langeweile.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 The Good Life
2 Sweet Lorraine
3 For All We Know
4 Come Dance With Me
5 Change Partners
6 Love Is Here To Stay
7 I Loves You Porgy
8 I May Be Wrong
9 O que resta
10 I'm Confessin' That I Love You
11 I'll Be Seeing You
12 Her Smile
13 In The Wee Small Hours Of The Morning

Besetzung

Till Brönner (trumpet, flugelhorn & vocals)
Anthony Wilson (guitar)
Larry Goldings (piano)
John Clayton (bass)
Jeff Hamilton (drums)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger