Reviews

Dexys

Let the record show Dexys do Irish & Country Soul

Info Musikrichtung: Irish Folk / Blues / Rock / Soul VÖ: 3.06.2016 (Warner Brothers) Internet: http://www.dexysonline.com

Let tis record show Dexys do Irish & Country Soul - hinter diesem holprigen und wenig eigängigen Namen erschien im Juni das neue Album der 2013 reformierten Dexys, welche die Nachfolgeband von Kevin Rolands Dexys Midnight Runners ist, die Anfang bis Mitte der 80er bekanntermaßen eine kurze, aber extrem erfolgreiche Karriere hatte.

Und auch wenn Kevin Rowlands Aussage, dass dieses Projekt einige Traditionelles aus der irischen Folklore plus einige Rock-, Pop- und Soul.Klassiker im typischen Dexys-Midnight-Runners-Stil umzusetzen stimmt, darf man auf keinen Fall den Fehler machen, diese Aufnahmen mit z.B. ihrem größten Hit "Come on Eileen" zu vergleichen. Denn eine wichtige Komponente dieses bekannten Sounds fehlt komplett, und zwar der durchaus punkrockige Ansatz.

Auf dem neuen Album findet man zwölf perfekt arrangierte und eingespielte Fassungen von Stücken wie “Women of Ireland“, “To Love Somebody“, “40 shades of green“ oder “I'll take you home again, Kathleen“. Mehr oder wenige alle Songs bewegen sich im langsamen oder mittleren Tempobereich. Sie sind großzügig mit wunderbar schönen und fast schon kitschigen Streichern ausgestattet und mit einer eher dem Jazz entstammenden, sehr punktgenau gesetzten Perkussion unterlegt. Beschwingtere und schon fast rockige Stücke, in denen auch mal die Gitarre zu Wort kommt, wie “You wear it well“, sind die Ausnahme und lockern das Album auf.

Also sollte das Album eigentlich eine hohe Bewertung erhalten und die Charts stürmen? Nun, musikalisch und handwerklich gesehen ist das hier ein perfektes Album. Aber vielleicht ist es einfach schon zu perfekt und fällt zusätzlich auch aus Raum und Zeit. Mir fehlen die Ecken und Kanten, mal ein Ausreißer aus dem allgegenwärtigen Wohlfühlsound und auch ein Ohrwurm. Es läuft perfekt am Hörer vorbei, eignet sich als Platte, die man beim Essen im Hintergrund laufen lässt. Stellt man sein Abspielgerät mit anderen Stücken auf Dauerfeuer und kommt dann ab und an ein Stück dieses Albums, perfekt, zum Durchhören passiert einfach zu wenig.

Um auf den Anfangs erwähnten Vergleich zu der Vorgängerband zurück zu kommen: Macht man dieses, wird man noch herber enttäuscht sein, weil man einfach vergeblich auf einen Kracher wie ihrem größten Hit wartet. Lässt man den Vergleich außen vor, ewartet einen ein perfekt eingespieltes Werk ohne Tiefen, aber auch ohne Höhen.

Wolfgang Kabsch