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Shaker Loops
Info
Musikrichtung:
Orchester (Minimal Music)
VÖ: 04.10.2004 Naxos / Naxos CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. 8.559031 Gesamtspielzeit: 58:19 |
ABGEHOBEN
Manche Hörer empfinden die amerikanische Minimal Music ja als akustische Form der chinesischen Wasserfolter. Die frühen Werke aus den 1960er und 70er Jahren sind mit ihren kalkulierten Dauerrepetitionen mitunter tatsächlich von einer unerbittlichen Strenge und kristallinen Härte, die dem Hörer einiges an Geduld abverlangt.
John Adams (*1947) gehört allerdings wohl kaum umsonst zu den erfolgreichsten Komponisten in diesem Genre: Seine Patterns sind von einem unwiderstehlichem (manchmal auch unverbindlichen) Easy-Listening-Charme erfüllt, und statt sich statisch auf der Stelle zu bewegen, hat seine Musik einen Vorwärtsdrall, der einen bei den schnellen Stücken an den Blick aus einem schnell fahrenden Fahrzeug denken lässt.
Dieser Effekt ist Programm bei dem kurzen Short Ride in a Fast Machine von 1986. Unerbittlich treibt ein Holzblock-Schlag das Orchester voran. Marin Alsop und das Bournemouth Symphony Orchestra nehmen diesen Ritt mit Schwung, ohne so richtig dabei abzuheben.
Das gelingt ihnen dann allerdings wahrlich mitreißend bei den Loops and Verses und dem Final Shaking aus den berühmten Shaker Loops (1978, rev. 1983). Hier entschleunigt Adams das Orchester bis zur völligen Auflösung rhythmisch und melodisch prägnanter Gestalten. Die Musik wird zum oszillierenden Klangband. Der Titel bezieht sich übrigens nicht nur auf die „shakes“ in der Musik, sondern ist auch eine Anspielung auf die christliche Gemeinschaft der Shaker und ihre ekstatischen Gottesdienste.
Dieses Stück ist für mich auch musikalisch das überzeugendste auf dieser Platte; das Konzept der Minimal Music kommt hier im ursprünglichen Sinn, als Arbeit mit gegeneinander verschobenen Phasen, zum Tragen.
Wesentlich freier und weniger abstrakt gibt sich da das ernste The Wound-Dresser (1988), ein Vokalstück über ein Gedicht von Walt Whitman(1819-1882), in dem dieser seine Erfahrungen aus dem amerikanischen Bügerkrieg verarbeitet. Während die Bariton-Stimme (sehr klar: Nathan Gunn) den Text „auf der Oktave“ deklamiert, produziert das Orchester dazu eine Art harmonische Hüllkurve: Echo bzw. Resonanzraum für die schrecklichen Bilder, die Whitman in seinem Gedicht zeichnet. Sehr verhalten im Ausdruck ist dagegen die Berceuse élégiaque (1991), kaum mehr als ein pastellfarbenes Dekorationsstück. Alsop und ihre Musiker erweisen sich jedoch gerade den beiden letztgenannten Stücken als hochsensible, jede Nuance auskostende Interpreten.
Georg Henkel
Trackliste
02 The Wound-Dresser 19:19
03 Berceuse élégiaque 09:27
04-07 Shaker Loops 25:28
Besetzung
Bournemouth Symphony Orchestra
Ltg. Marin Alsop
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |