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Dellé

Neo

Info Musikrichtung: Reggae / Hip Hop VÖ: 24.06.2016 (Virgin) Gesamtspielzeit: 40:51 Internet: http://www.dellee.de

Seeed-Stimme Frank Dellé mischt hier etwas weniger fett als bei seiner Stammband Reggae mit HipHop. Das muss ja kein Fehler sein. Zu Beginn des ruhigen Schlusssteins „Why did you lie“ erzeugt er so eine Songwriter-Atmosphäre, die eines Billy Joels würdig wäre.

Am stärksten ist Dellé, wenn er den Reggae dramatisch inszeniert. Das gelingt sehr gut bei den beiden eröffnenden Stücken. Dass „Tic Toc“, bei dem Gentleman einen Gastauftritt hat, dabei ein wenig zu sehr Plastik-Sounds fährt, stört kaum. Klasse ohne Abstriche ist „Teach me“, eine HipHop Reggae mit deepem Flow und einer gut passenden Streicherkulisse, die nicht verkitscht, sondern die Dramatik steigert. Ein wenig schließ da „How do you do” an, dass seine Dramatik aber nicht Streichern, sondern dem Gesang von Boundzound verdankt.

Wenn sich Dellé all zu sehr von den fetten Sounds verabschiedet, wird es oft dünn und das hässliche HipHop Gewebe tritt zu stark ans Tageslicht. Aber auch bei den weniger fetten Sachen gibt es Leckerlies. Da wäre die leicht naive Reggaemelodie von „Marry me“, das ruhig melodische „Please apologize“ und die weiche Ballade „Trisome 21“ jenseits von Rap und Reggae.

Ganz eigenständig sind die witzigen Soundspielereien von „Take your Medicine“, bei dem sich HipHop Raps mit operettenhaftem Gesang vermählen. Interessant!

Zu guter letzt sei noch auf das inhaltlich wichtige „Light your Fire“ hingewiesen, das sich gegen religiösen Fanatismus und Terrorismus ausspricht, aber nicht in platte Religionsschelte verfällt, sondern den Fanatismus als das brandmarkt, was er ist, nämlich eine perverse Verdrehung der Botschaften von Bibel, Buddha und Islam. Solche Stimmen brauchen wir in einer multireligiösen Welt, in der spirituelle Orientierungslosigkeit immer mehr um sich greift, dringend.

Norbert von Fransecky