Reviews
Stage Left
Info
Musikrichtung:
Gitarre instrumental
VÖ: 24.01.2005 (Favore Nations / Rough Trade) Gesamtspielzeit: 51:25 Internet: http://www.martinbarre.com |
Manchmal fällt es schwer, nicht auf Äußerlichkeiten zu achten. Und hat man das Jewel Case mit Stage Left in der Hand, erscheint es zunächst einmal, als würde hier ein ergrauter Countrygitarrero noch einmal zur Klampfe greifen um auf sehr virtuose Weise ein paar filigrane Belanglosigkeiten runterzufrickeln. Eine jener Scheiben also, die bei Gitarristen gerne schonmal offene Münder und ein gestammeltes "Will ich auch können!" hinterlassen, dem Otto-Normalhörer aber kaum mehr als ein gelangweiltes Schulterzucken abringen können.
Umso erstaunlicher ist der akustische Eindruck von Stage Left. Martin Barre, seines Zeichens langjähriger Gitarrist bei Jethro Tull, hat mit seinem dritten Soloalbum - Vorgänger waren 1994 Trick of Memory und 1996 The Meeting - ein absolut stimmiges und hörbares Instrumentalwerk aufgenommen. Das Grundkonzept ist dabei wohl mehr oder weniger die Präsentation verschiedener Modelle von Akustik- und E-Gitarren - so zumindest erscheint es im Booklet, denn hier wird zu jedem Track in ein paar Sätzen das entsprechende Saiteninstrument vorgestellt. Was aber viel wichtiger ist: Martin Barre ist es gelungen, seine Stücke so zu gestalten, dass sie trotz vordergründiger Virtuosität mit einem hohen Maß an Eingängigkeit und Energie ausgestattet sind.
Meistens zumindest, denn kleinere Ausfälle wie der Opener "Count the Chickens" kommen durchaus auch vor. Es überwiegt aber das ganz große Ohrenkino: Die turbulenten Soli im rockigen "After you, after me", das elektronisch unterstützte, "pink-floydige" "Celestial Servings", das vom Gitarre-Flöte-Wechselspiel lebende "Stage Fright" (die Flöte übrigens gespielt von Barre persönlich!) und vor allem das schöne, etwas ruhigere und komplett stimmig wirkende "Favourite Things" - der wahrscheinlich beste Titel auf Stage Left.
Gekonnter Abschluss ist "Don't say a Word", der einzige Vokaltrack des Albums. Von Simon Burrett eingesungen (einem Freund Barre's aus Devon) ist der Song ein regelrechter Ohrwurm. Ebenfalls ein interessantes Element an Stage Left ist das relativ hohe Maß an progressiven Einflüssen. Die äußern sich zum Beispiel in "Nelly Returns" und "Musphy's Paw" und sind definitiv eine Bereicherung.
Lässt man Barre's Talent für Covergestaltung einmal außer Acht, hat man es hier mit einem nach wie vor hervorragenden Musiker zu tun, der auch in seinen nicht mehr ganz jungen Jahren grandiose Ideen zu verkomponieren weiß. Exzellent!
Hendrik Stahl
Trackliste
1 | Count the Chickens | 2:40 |
2 | As told by | 3:29 |
3 | A French Correction | 4:35 |
4 | Murphy's Paw | 3:51 |
5 | Favourite Things | 4:04 |
6 | After You, After Me | 4:34 |
7 | D.I.Y. | 1:55 |
8 | Spanish Tears | 4:32 |
9 | Stage Fright | 4:08 |
10 | Winter Snowscape | 4:46 |
11 | Nelly Returns | 3:39 |
12 | Celestial Servings | 2:57 |
13 | I raise my Glass to you | 2:07 |
14 | Don't say a Word | 4:08 |
Besetzung
Darren Mooney (Primal Scream, Gary Moore) - Drums
Jonathan Noyce (Jethro Tull) - Bass
Andy Giddings (Jethro Tull) - Keyboards
Simon Burrett - Vocals on "Don't Say A Word"
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |