Reviews

Phil Collins

The essential Going back (Deluxe Edition)

Info Musikrichtung: Motown-Pop VÖ: 10.06.2016 (2010) (Rhino / Warner) Gesamtspielzeit: 101:50

Mit The essential Going back erscheint das achte und letzte Album der Deluxe Edition, mit der die Solo-Alben von Phil Collins jeweils um eine Bonus-CD erweitert neu veröffentlicht werden.

The essential Going back unterscheidet sich in mehrerer Hinsicht von den bisherigen Veröffentlichungen. Das Offensichtlichste. Going back enthält nicht einen einzigen Phil Collins-Song. Das gilt auch für die Live-CD, die als Bonus beigefügt ist. Das Album ist eine einzige Hommage an das Detroiter Soul Label Motown, eine Musik, mit der er aufgewachsen ist, so Phil Collins im Booklet.

Die Hinzufügung von The essential zu dem ursprünglichen Titel Going back kommt nicht von Ungefähr. Er habe 2010 zu viel auf das Album gepackt, meint Phil Collins Und zu viel sei nicht immer gut. Daher hat er sich entschieden für die Deluxe Edition vier Titel der ursprünglichen Standard Edition zu streichen. Daneben gab es eine aufgestockte 25 Titel starke Ultimate Edition. Von ihren Bonus-Tracks sind vier auf der aktuellen Bonus-CD in Live-Versionen zu hören.

Betrachtet man das Album als den Schlussstein der Phil Collins Karriere, hinterlässt es einen schalen Geschmack. Musste der alte Herr, der sich in der zweiten Hälfte seiner Solo-Karriere immer mehr in Sound-Plüsch auflöste, jetzt auf die Stichwortgeber des besseren Teils seiner Solo-Alben zurückgreifen, um noch etwas Vorzeigbares zu produzieren? Oder ist das Teil schlicht das Nostalgieprogramm eines Musikers, der in seiner Karriere fast alles erreicht hat, was man erreichen kann?

Und dann stellt sich da noch die Frage der Qualität des Gebotenen. Natürlich liefert der Top Artist eine gut produzierte mit hochkarätigen Mi(e)tmusikern eingespielte Scheibe ab. Vielleicht kann das Album sogar befriedigen, wenn man keine anderen Versionen der Soul-Klassiker kennt. Aber wer kann das schon von sich sagen? Und mir gingen beim Hören nicht nur die Originale durch den Kopf, sondern auch das geniale Motown-Medley, das Joe Jackson seinerzeit in der WDR-Rocknacht gebracht hat, und die Soundtrack-Alben zu dem Film The Commitments. Und auch dagegen kackt Phil Collins gnadenlos ab. Er hat einfach keine Soul-Power (mehr) in der Stimme.

Zu den besseren Momenten gehört die Studio Version von „Papa was a rolling Stone“, die die Dramatik des Originals fast erreicht. Live ist der Gesang bei diesem Stück aber eher eine Katastrophe. Schön ist das mit weicher emotionaler Stärke interpretierte „Do I love you“. „Take me in your Arms (Rock me for a little While)” erinnert an den flotten Soul-Pop „Loco in Acapulco”, den Phil Collins zusammen mit Lamont Dozier für den Soundtrack zu Buster geschrieben hat. (Phil Collins hatte in dem Film 1988 die Rolle des Posträubers Buster Edwards gespielt.) Das Stück hätte sich übrigens fantastisch als Bonus für diese Edition von Going back angeboten.

Dass das Album am Ende immerhin noch ohne Scheu zu empfehlen ist, liegt überwiegend an den zeitlosen Kompositionen und weniger an der hier vorliegenden Interpretation.

Norbert von Fransecky