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Reviews

Paul Camilleri

Another Sad Goodbye


Info

Musikrichtung: Singer / Songwriter

VÖ: 07.02.2005

(Pepper Cake / ZYX)

"Why, good Lord, is it so long?" George Parker Sr.

Das Zitat ist zugegebenermaßen erfunden; aber es hat sehr viel mit diesem Album zu tun.
Ich bin grundsätzlich kein allzu großer Bluesrock-Fan. Meistens ist das langweilig und selbst bei SRV reichen mir manchmal die endlosen Gitarrensoli in einer einzigen Skala.
Aber was Paul Camilleri macht, ist eine ganz andere Liga.

Der Winterthurer wird als Songwriter bezeichnet. Der Mann tut mir ehrlich leid, denn die Texte, die allesamt Unfälle mit tödlichem Ausgang darstellen, wären einzig als "Material" für eine virtuose Stimme erträglich, die Camilleri nicht hat.
Es ist erstaunlich, dass es ein einziger Mann (wenn man Texter-"Kollegen" Roy Wilders vernachlässigt) alle Klischees von Songtexten auf eine einzelne Platte zu bringen. Zeilen wie "I'm not a heartbreaker/ just got a broken heart/ I'm sorry I can't love you/ Someone has torn me apart" gibt's nicht einmal mehr bei Schülerbands.
Wenn Camilleri schließlich in "Let My Guitar Talk" singt "I'm not a man of many words/ that is something that you might have heard/ My best friend on which I can rely/ Are those melodies in the sky/ So let my guitar talk..." hat das beinahe etwas von Selbsterkenntnis, wird aber vom Musiker nicht umgesetzt.

Das nächste Problem ist, dass die Soli einfallslos sind, keine Spur von kreativer Energie aufweisen. Der Sound der Platte ist zudem ekelhaft glatt, wenn das Ganze auch von Popa Chubby, einer weiteren zu negierenden Größe des Bluesrocks, produziert wurde.

Das Radiotaugliche "Lady Luck" (mit "radio edit" als letztem Track auf dem Album) bietet schließlich einmal einen anderen Sound. Ein kitschiges Lied, das jedoch einen schönen Hammondorgelpart aufweist.

Der Rest ist Einheitsbrei und - siehe Motto - viel zu lang. 9 oder 10 Nummern statt 13 wären reichlich gewesen, vielleicht noch weniger, mit mehr Zeit für's Solieren...

Ein letzter Punkt scheint mir wichtig zu hinterfragen: Wieso verweisen die meisten Songs mit dem Titel auf andere Nummern, wenngleich weder Musik noch Text diese Anspielungen untermauern? Soll das ein Kaufanreiz für Leute sein, die die Credits nicht lesen?

"Heart of Stone" verweist sowohl auf Springsteen als auch auf die Rolling Stones, "Mister P.C." habe ich so ähnlich bei Coltrane schon mal gesehen ("Mr. P.C." auf Giant Steps, einer der wichtigsten Jazzplatten der 50er), "When the Night Comes" könnte schließlich sogar auf Them bzw. Bert Jansch verweisen. Who knows.
Wenn das eine Absicht des Künstlers ist, ist sie unverständlich, wenn sie von der Plattenfirma kommt, ein böser Trick.

Trotz des heroischen Coverphotos (Camilleri als Pseudo-Springsteen) hat das Album leider gar nichts, das dagegen spricht, es ins allerhinterunterste Regal zu schieben und bei einem etwaigen Umzug in der alten Wohnung zurückzulassen.

P.S.: Die an gleicher Stelle vor ein, zwei Jahren hier besprochene letzte Platte von Camilleri habe ich nur deswegen nicht erwähnt, weil ich sie aus meinem Gedächtnis verdrängt habe.



Daniel Syrovy

Trackliste

1. Heart Of Stone
2. Another Sad Goodbye
3. Poor Heart
4. Mister P.C.
5. Lady Luck
6. Messin' With My Heart
7. Keep Me Movin'
8. Let My Guitar Talk
9. It's Too Late
10. When The Night Comes
11. All Went Wrong
12. I Can't Wait Until Tonight
13. Ain't Givin' Up
14. Lady Luck (radio edit)
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger