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Silly

Wutfänger

Info Musikrichtung: Deutsch Rock VÖ: 06.05.2016 (Juraklang / Universal) Gesamtspielzeit: 57:07 Internet: http://www.silly.de

Sillys Februar war eine der stärksten DDR Rock Scheiben überhaupt. Sie war mehr als ein Soundtrack zum Untergang der DDR. Sie hatte nicht nur die Kraft, die Frechheit und das Leben, die im DDR-Kulturbetrieb systematisch beschnitten wurden. Sie hatte auch ein Produktionsniveau, das locker auf West-Niveau lag. (Es war ja auch in West(!)-Berlin aufgenommen worden.) Dazu kamen die intelligenten Texte mit den Spitzen gegen das System, die schon nicht mehr nur zwischen den Zeilen zu finden waren.

Wutfänger kann damit zu keiner Sekunde mithalten. „Zwischen den Zeilen“ beschwört schon mit dem Titel die DDR-Meriten, formuliert mit der pfiffigen Zeile „Wir selbstoptimieren uns im Kreise“ auch einen tolles Zitat und versucht an die Power der alten Zeit anzuknüpfen. Das alles aber geschieht ohne besonderen Charme.

Das ist kennzeichnend für das Album. Die Texte, die sich teilweise lyrisch sehr gekonnt gegen den Ego-Menschen und gegen Extremismus richten, für Frieden und Freiheit votieren, oder dem Trennungsleid, dem Aufwachsen eines Kindes und einem Vergewaltigungstrauma nachspüren, sind überdurchschnittlich. Aber sie wirken besser, wenn man sie im Booklet nachliest, als wenn man sie sich auf der CD anhört.

Die Musik ist bestenfalls okay; packt manchmal. Manchmal langweilt sie. Das Schwächste ist das, was früher Sillys die Stärke war – der Gesang. Und das nicht nur, weil Anna Loos zu sehr versucht, wie Tamara Danz zu singen und dabei oft wie die blasse Kopie einer Kopie wirkt. Loos' Stimme ist schlicht eindimensional, agiert variationsfrei und wird immer wieder überfordert. Dabei kommt wenig rüber.

Highlight ist der Klasse Rocker „Willkommen in der Gemeinschaft“,der die Allzuselbstgewissen verspottet und mit einem schönen Reggae-Einschub glänzt.

Norbert von Fransecky