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Reviews

Charles Mingus

The Complete 1960 Nat Hentoff Sessions


Info

Musikrichtung: Avantgarde Jazz

VÖ: 22.04.2016

(Essential Jazz Classics)

Gesamtspielzeit: 205:56

Internet:

http://www.in-akustik.com/de/
http://mingusmingusmingus.com/

Der Bassist und Komponist, der auch Piano spielte, lebte vom 22.April 1922 bis zum 5.Januar 1979.
Er zählt zu den bedeutenden Komponisten des modernen Jazz, “Hits“ wie “Better Git It in Your Soul“ oder “Goodbye Pork Pie Hat“ zeugen davon.
Die in der Regel auf der Spielweise des Hard Bop basierenden Kompositionen haben von Mingus noch Zutaten aus Gospel, Free Jazz und anderen Genres erhalten und so entstand ein unverwechselbarer Sound, der sich oft durch Kollektivimprovisationen auszeichnete.

Unter anderem beeinflusst durch die Musik von Duke Ellington, hörte er sich ebenso intensiv klassische Musik an. Verschiedene Auftritte mit bekannten Bands in Kalifornien und frühe Kompositionen ebneten den Weg und bescherten ihm erstmals Aufnahmen unter eigenem Namen im Jahre 1945. Die Zusammenarbeit ab Anfang der Fünfziger mit Miles Davis und Charlie Parker dürfte dann eine wichtige Prägung gewesen sein. Wichtige eigene Platten entstanden in jenem Jahrzehnt, “Pithecanthropus Erectus“, “Tijuana Moods“ und ganz besonders die legendären Alben aus 1959, “Mingus Ah Um“ und “Mingus Dynasty“.
Und nun befinden wir uns im Jahre 1960, als Mingus vom Jazzkritiker Nat Hentoff gebeten wurde, Aufnahmen für das neue Candid Label einzuspielen. Die gesamten Sessions sind auf diesem 3-CD-Set enthalten.

Der Bassist war bekannt als exzentrischer Mensch, der auch gern einmal seine Mitmusiker mit Wutanfällen bedachte, dieses scheint sich mitunter auch in seiner Musik widerzuspiegeln.
Die ersten Aufnahmen, die vom Album „“Charles Mingus Presents Charles Mingus“ stammen, zeigt eine Quartett-Formation, und das gefällt mir ausgesprochen gut, konnte doch so der damalige Mann an den Holzblasinstrumenten, Eric Dolphy, die ganze Palette seines Könnens und Einfallsreichtums zeigen. Unterstützt wurde er dabei vom nicht minder virtuosen Solisten Ted Curson, dem Trompeter.
Als begeisterter Freund der Musik und des Spiels von Eric Dolphy kommen ich und Alle, die genauso fühlen, voll auf ihre Kosten, denn neben dem Trompeter Curson ist es Dolphy als Solist, der sich auf den langen Stücken voll austoben kann. Sehr ergreifend empfinde ich den Ausdrucks Dolphy’s auf dem Klassiker “Stormy Weather“.

Die Live-Atmosphäre eines Nachtclubs wurde bei diesen Aufnahmen übrigens im Studio vor geladenen Gästen nachgestellt. Ein gewagter Song gegen die damalige Rassenpolitik findet sich mit
"Fables of Faubus" auf der Platte, erstmalig, allerdings ohne Text, vorgestellt auf der Columbia-Platte “Mingus Ah Um“ von 1959 eingespielt, hier findet sich das Stück mit Text als "Original Faubus Fables" Diese Platte durfte dann im Südafrika der Apartheid nicht ausgeliefert werden.

Bei weiteren Sessions wurde die Platte “Charles Mingus“ eingespielt, im Wesentlichen in Oktett- bzw. Tentett-Besetzung. Hier bekommt die Musik schon fast die Atmosphäre einer Big Band.
Beim längsten Stück, “MDM“ (=Monk, Duke & Mingus) stellt Mingus die Instrumentalisten jeweils paarweise vor, und so kann man gut die verschiedenen stilistischen Ausprägungen von Britt Woodman, Jimmy Knepper, Charles McPherson, Eric Dolphy, Ted Curson, Lonnie Hillyer, Booker Ervin und noch einmal Eric Dolphy nachvollziehen.
Mit “Vassarlean“ findet sich eine eher ungewöhnlich ruhige Nummer auf dem Album.

Auf der dritten CD schließlich scheint der Jazz noch am ruhigsten und sehr elegant und mehr in der Tradition verhaftet zu fließen, es klingt wie eine lockere Jamsession.
Insgesamt haben wir hier nun eine wunderbare Edition mit allen Aufnahmen vorliegen, die des Jazzfreundes Herz höher schlagen lässt.



Wolfgang Giese

Trackliste

Disc 1: The Quartet

1 Folk Forms No. 1 (13:01)
2 Original Faubus Fables (aka Faubus Of Fables) (9:03)
3 What Love? (15:19)
4 All The Things You Could Be By Now If Sigmund Freud's Wife Was Your Mother (8:33)
5 Stormy Weather (13:23) (Arlen)
6 Melody From The Drums (9:21) (Richmond)

Disc 2: The Ensemble

1 Reincarnation Of A Lovebird No. 1 (9:17)
2 Vasserlean (aka Weird Nightmare) (6:36)
3 MDM (19:07)
4 Bugs (8:25)
5 Reincarnation Of A Lovebird (6:55)
6 Lock 'Em Up (6:41)

Disc 3: The Eldridge Session

1 Mysterious Blues (8:35)
2 Body And Soul (13:45) (Green)
3 Body And Soul (alternate) (10:45)
4 R & R (11:48) (Eldridge/Brown)
5 Wrap Your Troubles In Dreams (3:48) (Moll/Koehler/Barris)
6 Wrap Your Troubles In Dreams (alternate) (3:50)
7 Me And You (9:52) (Eldridge/Mingus/Flanagan/Jones)

Besetzung

Disc 1 (1-5):

Charles Mingus (bass)
Ted Curson (trumpet)
Eric Dolphy (alto sax, bass clarinet, flute)
Dannie Richmond (drums)

Disc 1 (6):

Charles Mingus (bass)
Dannie Richmond (drums)

Disc 2 (1-3):

Charles Mingus (bass)
Ted Curson (trumpet)
Lonnie Hillyer (trumpet)
Eric Dolphy (alto sax, bass clarinet, flute)
Charles McPherson (alto sax)
Booker Ervin (tenor sax, except -#1)
Jimmy Knepper (trombone)
Britt Woodman (trombone -#3)
Nico Bunink (piano)
Dannie Richmond (drums)

Disc 2 (4-6):

Charles Mingus (bass)
Ted Curson (trumpet, except - #4)
Lonnie Hillyer (trumpet)
Eric Dolphy (alto sax, bass clarinet, flute except - #4)
Charles McPherson (alto sax)
Booker Ervin (tenor sax)
Paul Bley (piano)
Dannie Richmond (drums)


Disc 3:

Charles Mingus (bass)
Roy Eldridgen (trumpet)
Jimmy Knepper (trombone - #1-4)
Eric Dolphy (alto sax, bass clarinet, flute - #1-4)
Tommy Flanagan (piano)
Charles Mingus (bass)
Jo Jones (drums)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger