Reviews
The Haves Vs. The Have-Nots
Info
Musikrichtung:
Noisecore
VÖ: 18.10.2004 (Antitainment / Indigo) Gesamtspielzeit: 28:00 Internet: http://www.workersetiquettemanual.org |
Im Frühjahr 2001 gründeten Alessandro Nani, Thomas Supe, Frederik Siebeneichner und Tillman Köneke in Hamburg die Noisecore-Band Workers Etiquette Manual. Alle Musiker konnten zu diesem Zeitpunkt bereits auf einen längeren, musikalischen Werdegang mit Bands wie Rostock Vampires, Bandog und Miozän zurückblicken.
Workers Etiquette Manual sehen sich selbst in der Tradition der legendären Labels Amphetamine Records und SST, was die Erwartungen an The Haves Vs. The Have-Nots ziemlich hoch schraubt. Kommen einem doch unwillkürlich Topacts wie Helmet, Unsane, Bad Brains und natürlich Black Flag in den Sinn, wenn man an diese Labels denkt. Ziemlich selbstbewusst also, doch können Workers Etiquette Manual mit ihrem Debüt ihrem eigenen Anspruch tatsächlich gerecht werden?
Zumindest machen sie ihre Sache sehr gut, schon der direkt nach vorne gehende Opener „Vold“ springt einen geradezu an. Voluminöse Noisecore-Riffs getrieben von harten Bassläufen und einem hämmernden Schlagzeug bilden den passenden Rahmen für Alessandro Nanis aggressive Vocals. Auch „Childhood Remains“ und „W.E.M.” gehen so brachial zur Sache, dass man Schwierigkeiten hat, still sitzen zu bleiben. Den Song „Where The Good Man Goes” setzen die Musiker mit einem Spoken Words-Intro gekonnt in Szene, was den Hörer daran erinnert, wieder etwas intensiver auf die Lyrics zu achten. Und genau das ist erwünscht, denn Workers Etiquette Manual legen auf diese besonderen Wert. Zentrale Themen sind beispielsweise die negativen Seiten der immer mehr um sich greifenden Industrialisierung und die rasch voranschreitende Technisierung unserer Welt, bei welcher der Mensch als Individuum immer häufiger auf der Strecke bleibt. Für das gesamte Album gilt: Workers Etiquette Manual wollen ihre Zuhörer aufrütteln und liefern folgerichtig mit „Total Eclipse“ und „Not In Our Name“ zwei weitere, sehr nachdenklich stimmende Songs ab. Ein düsteres Bild über die Folgen der rasanten Verbreitung des World Wide Web malt „Dead People“ (Anspieltipp!), dass höchst emotional umgesetzt einen der größten Momente von The Haves Vs. The Have-Nots bietet. Auch bei „Fated Hated Wasted” lässt die Spielfreude der Band nicht nach, kühne Tempowechsel und geschickte Breaks machen den Song sehr abwechslungsreich. Das Album endet schließlich nach einer guten halbe Stunde mit dem Titeltrack „The Haves Vs. The Have-Nots“, welcher die oft zitierte, immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich thematisiert.
Mit The Haves Vs. The Have-Nots legen Workers Etiquette Manual ein sehr gutes und abwechslungsreiches, erstes Album vor. Auch wenn ihr Sound teilweise noch zu roh und ungestüm für die breite Masse ist, Genrefans können hier auf jeden Fall bedenkenlos zugreifen.
Jochen Nelson
Trackliste
1 | Vold | 3:47 |
2 | Childhood Remains | 2:49 |
3 | W.E.M | 3:44 |
4 | Where The Good Man Goes | 3:07 |
5 | Total Eclipse | 3:11 |
6 | Not In Our Name | 2:27 |
7 | Dead People | 5:03 |
8 | Fated Hated Wasted | 4:07 |
9 | The Haves Vs. The Have-Nots | 3:08 |
Besetzung
Fredrik Siebeneichner – Guitar, Backing Vocals
Thomas Supe – Bass, Backing Vocals
Tilman Köneke – Drums
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |