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Reviews

Zelenka, J. D. (Luks / Wagner)

Missa Divi Xaverii / Italienische Arien


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 05.02./04.03.2016

(ACCENT / Note 1 / CD / 2015 / Best. Nr. ACC 24306 und 24301)

Gesamtspielzeit: 71/69

Internet:

Collegium 1704

Petr Wagner/Ensemble Tourbillon

DOPPELSCHLAG

Die mit den Jahren stetig gewachsene Fangemeinde des böhmischen Barockmeisters Jan Dismas Zelenka (1679-1745) beglückt das Label ACCENT mit zwei gleichermaßen qualitätvollen Neuveröffentlichungen. Sie zeigen den Komponisten in höchst unterschiedlichem Licht:

In der üppigst besetzte Messe zu Ehren des Heiligen Franz Xaver erweist sich Zelenka einmal mehr als Meister barocker Prachtentfaltung und Komplexität. Das Werk erfordert nicht weniger als vier Trompeten, je zwei Flöten und Oboen, Fagott, zwei Violinstimmen, Alt- und Tenorviola sowie Basso Continuo. Und auch in zeitlicher Hinsicht ist es ein opulentes Stück: Die Messvertonung dauert rund einer dreiviertel Stunde – obwohl Zelenka das Credo nicht einmal mitvertont hat. Zahlreiche subtile Querverbindungen schlagen den Bogen über die Einzelsätze hinweg und lassen die Messe trotz der zahlreichen kontrastierenden Elemente, der ausladenden Instrumentalpassagen und der zum Teil höchst eigenständigen Führung der Stimmen als Gesamtwerk aus einem Guss erscheinen.

Václav Luks findet dabei stets die richtige Mischung aus energischem Antrieb und andächtigem Innehalten. Er betont das motorische Element in Zelenkas Musik ebenso, wie die majestätisch sakrale Aura. Mit Chor und Orchester des Collegium 1704 stehe ihm dabei zwei exzellent aufeinander eingespielte Klangkörper zur Verfügung. Unter den Solisten zeichnet sich einmal mehr die Sopranistin Hana Blazikova durch einen warmen, zugleich aber hochvirtuosen Vortrag aus.

Blazikova ist es auch, die auf der zweiten Neuerscheinung ein ungewohntes Zelenka-Repertoire präsentiert, nämlich Acht Italienische Arien. Zelenka unterstrich mit dieser Sammlung, die seine mangelnde Erfahrung als Opernkomponist wettmachen sollte, 1733 seinen Anspruch auf den Posten des zweiten Kapellmeisters am sächsischen Hofe. Die Bewerbung blieb erfolglos (man ließ die Stelle schlichtweg bis zum Tode Zelenkas unbesetzt), aber dieses musikalische Bewerbungsschreiben ist noch heute höchst hörens- und entdeckenswert. Zelenka greift in den umfangreichen, oftmals an die zehnminütigen Arien zwar den italienisch-neapolitanischen Stil auf. Dennoch wirken diese Stilelemente häufig wie eine vorgehängte Fassade, hinter der dann doch immer wieder Zelenkas Wille zu größerer Komplexität und zum musikalischen Experiment, aber auch seine kompositorischen Wurzeln durchscheinen. Ihm ist stets mehr daran gelegen, den Hörer zu verblüffen, seine Erwartungen zu unterlaufen und den Reiz zu erhöhen, als den Affekt der Figur nachzuzeichnen oder virtuos gefällig zu komponieren. Dass Zelenka sich auf diese Weise treu geblieben ist, mag die Erfolgsaussichten seiner Bewerbung nicht vergrößert haben, ist aber für den Hörer unserer Tage ein großer Gewinn.

Das kammermusikalisch besetzte Ensemble Tourbillon begleitet die auch hier exzellente Hana Blazikova und ihre solistischen Mitstreiter geschmeidig. Dirigent Petr Wagner gibt den teils exzentrischen Arien den nötigen Raum zum Blühen.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Missa
Missa Divi Xaverii, ZWV 12 43:56
Litaniae de Sancto Xaverio, ZWV 156 27:05

Italienische Arien, ZWV 176
1 Se pensi cangiar quel core 08:51
2 Povera fede sei pur mal spesa 09:35
3 E voi siete d'altri 10:06
4 Non si trova, nè si dà 06:38
5 Se ha per guida la costanza 07:00
6 Non só se più vi rivedrò 08:38
7 Senti ti voglio ancor 07:15
8 Son da più venti 10:20

Besetzung

Missa
Hana Blazikova: Sopran
Lucile Richardot, Kamila Mazalova: Alt
Vaclav Cizek: Tenor
Stephan MacLeod: Bass
Collegium Vocale 1704
Collegium 1704
Vaclav Luks: Ltg.

Italienische Arien
Hana Blazikova: Sopran
Marketa Cukrova: Alt
Tomas Selc: Bassbariton
Ensemble Tourbillon
Petr Wagner: Ltg.

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