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Klavierkonzerte Vol. I & II
Info
Musikrichtung:
Romantik
VÖ: 13.09./11.10.2004 audite / Naxos (SACD hybrid (AD: 2003) / Best.Nr. audite 92.509 und 92.510) Internet: Anna Malikova audite |
FARBIGE VIELFALT
Von Camille Saint-Saëns (1835-1921) ist in unseren Konzertsälen meist nur noch der "Karneval der Tiere" oder die "Orgelsymphonie" präsent. Dass dem französischen Komponisten damit Unrecht getan wird, zeigt eindrucksvoll die Gesamteinspielung der fünf Klavierkonzerte, die das Label audite auf 2 SACDS (abspielbar auch auf gewöhnlichen CD-Playern) vorgelegt hat. Die Konzerte sind zwischen 1858 und 1896 entstanden, decken also einen enorm breiten Zeitraum ab, so dass an ihnen gut die stilistische Entwicklung, die Saint-Saëns genommen hat, nachvollzogen werden kann. Allen Werken gemeinsam ist ein gewisser Hang zum Klassizismus, zwar nicht im Aufbau, aber in der Wahl der Einzelelemente. Zugleich jedoch spieglet sich in ihnen das umfangreiche Wissen des Komponisten von allen Epochen und Stilrichtungen, die er zu einer neuen Tonsprache zusammenfließen läßt. So kommt es, das dem Hörer unvermutete Themen und Durchführungen begegnen, die an Bach oder Mendelssohn denken lassen, gleich darauf wieder folkloristische Einsprengsel, dann aber auch moderne chromatische Ideen. Das alles ist von großem Farbenreichtum und großer Kraft. Selbst in den romantisch-elegischen Passagen zeigt Saint-Saëns zwar emotionale Tiefe, ist aber frei von Gefühligkeit. Seine Musiksprache ist an sich stets eigenständig französisch und erliegt nicht den übermächtigen Einflussen der populären italienischen Zeitgenossen. Das Verschmelzen der Stile mag manchmal maniriert, das Virtuose zu ausladend erscheinen, doch relativiert sich dieser Eindruck stets alsbald wieder durch abrupte Stimmungswechsel und unvermutete, charmante Einfälle.
Die fünf Konzerte ermöglichen somit eine spannende Entdeckungsreise durch alle muskalischen Kontinente: Vom forschen ersten Konzert, das zwischen heldenhaftem Ton, Heiterkeit und Schwermut hin und herschwankt, über das hochvirtuose zweite, das pompöse dritte, hin zum klug durchstrukturierten und dennoch eingängigen vierten Konzert, sowie schließlich zum letzten Konzert, in dem der Komponist mit viel exotischem Kolorit seine Vorliebe für das Orientalische preisgibt.
Als "Reiseführerin" leistet die Usbekin Anna Malikova beeindruckende Arbeit: Durch ihr technisch perfektes, selbst in der schwierigsten Passagen noch perlendes Spiel bekommen diese musikalischen Wunderwelten ein Höchstmaß an Leucht- und Überzeugungskraft. Malikova kostet jeden Affekt ganz aus, mit einem perfekten Gespür für das dramatische Element. Insofern ist ihr Spiel typisch für die Traditionslinie der russischen Pianistenschule, aber der Musik des Franzosen Saint-Saëns wird sie damit bestens gerecht. Die breite Palette seiner Farben und Schattierungen weiß sie derart präzise nachzuzeichnen, dass jedem der Konzerte sein ganz eigener Charakter verbleibt.
In Bestform präsentiert sich auch das WDR Sinfonieorchester Köln unter der Leitung von Thomas Sanderling. Er greift ebenfalls zu kräftigen orchestralen Einsätzen, ohne in grelle Effekthascherei zu verfallen. Das Zusammenspiel mit der Solistin läuft mit äußerster Genauigkeit ab, so dass es zu einem Hörvergnügen wird, wie sich Pianistin und Orchester ein ums andere Mal die musikalischen Bälle temporeich zuspielen.
Entsprechend der audite-Unternehmenphilosophie wurde besonderer Wert auf die Aufnahmetechnik gelegt, was sich durch ein ausgewogenes, ungewöhnlich räumliches Klangbild auszahlt. Das Wohnzimmer wird zum Konzertsaal - und dieser "Konzertbesuch" lohnt wirklich: es gibt viel zu entdecken!
Sven Kerkhoff
Trackliste
1-3 Klavierkonzert Nr. 1 D-Dur op 17
4-6 Klavierkonzert Nr. 2 g-moll op. 22
7-8 Klavierkonzert Nr. 4 c-moll op. 44
Vol. II (Best.Nr. 92.510; Spielzeit: 60:56)
1-3 Klavierkonzert Nr. 3 Es-Dur op. 29
4-6 Kavierkonzert Nr. 5 F-Dur op. 103
Besetzung
WDR Sinfonieorchester Köln
Ltg.: Thmoas Sanderling
So bewerten wir:
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06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
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