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Thomas Köner

The Futurist Manifesto

Info Musikrichtung: Elektronische Experimentalmusik / Field Recordings VÖ: 15.01.2016 (VDN) Gesamtspielzeit: 37:32 Internet: http://www.thomaskoner.com/

Thomas Köner, ein deutscher studierter Elektronikmusiker, hat neben einer Reihe eigener Veröffentlichungen auch schon mit vielen Größen der elektronischen Musik zusammen gearbeitet. Da wären zum Beispiel Pete Namlock, Bill Laswell, Mick Harris und Asmus Tietschens zu nennen. Köner arbeitet im Feld der Experimentalelektronik ebenso wie im Dub und Minimal Techno, außerdem ist er ein Visual-Artist.

Auf seinem neuen Album The Futurist Manifesto widmet er sich ebendiesem, vom Italiener Filippo Tommaso Marinetti 1909 veröffentlichten Manifest. Dieser Herr war ein Schriftsteller und Politiker, ein bekennender Faschist. Das Manifest, welches während der knapp 40 Minuten in düsterer Sprache vorgetragen wird, enthält elf Thesen, in denen Krieg, Anarchie und Gewalt verherrlicht werden (Krieg = die einzige Hygiene der Welt). Hinzu kommen unter anderem skurrile Vorstellungen einer technisierten Welt ohne Natur und Frauenfeindlichkeit.

Stoff, der schon Bücher der Analysten gefüllt hat und zudem es etliche Informationen im Netz gibt. Es ist sehr mutig, sich an so ein Statement heranzutrauen und es audiovisuell umzusetzen. Mir liegt nur die Musik vor, und diese beschreibt diese seltsamen Vorstellung recht eindeutig. Dunkle, finstere Klänge dröhnen aus den Kopfhörern. Elektronisches Rauschen, kreisende Interferenzen und ganz dunkle Drones kreieren eine fast stillstehenden Sound. Durch ebenso langsame Bassklänge und Pianotöne entsteht trotzdem so etwas wie eine Melodie. Und diese Langsamkeit (4 BPM) konterkariert eine weitere These des Manifest, welches nämlich die Schnelligkeit ist.

Über den erwähnten Sound wird das Manifest ebenso langsam gesprochen, Die runter gepitschte Stimme klingt dabei bedrohlich, wie finstere Klänge aus der Gruft.

Ein finsteres, bedrohliches und angsteinflößendes, aber ebenso verlockendes Stück Musik, was dann ebenso zum Thema passt. Was der Künstler hier zusammen gebraut hat ist ein Stück sehr innovative Elektronikmusik, ein finsterer Soundtrack für die glücklicherweise nicht existierende Welt, die sich die Futuristen vorgestellt hatten.

Wolfgang Kabsch