Reviews
Moondog
Info
Musikrichtung:
Art Pop / Pop Opera / Art Jazz
VÖ: 15.12.2015 (Subrosa) Internet: http://www.cabaret-contemporain.com http://www.youtu.be/AeQf84W4-FA https://de.wikipedia.org/wiki/Moondog |
Die französische Band Cabaret Contemporain vermischt ihren elektronischen Grundeinsatz mit modifizierten akustischen Instrumenten. Zum Einsatz kommen dabei Gitarre, zwei Doublebässe, Piano und Schlagzeug. Auf Ihrem neuen Album huldigen sie dem modernen Klassikkomponisten Moondog. Mehr zu Moondog findet Ihr unter https://de.wikipedia.org/wiki/Moondog - insbesondere die frühe Phase des Komponisten, als dieser sich intensiv mit der Musik des Nordens Europa befasste, der Musik der Wikinger.
Für die Umsetzung holte sich Cabaret Contemporain die gesangliche Unterstützung der schwedischen Sängerinnen Linda Olàh & Isabel Sörling, die der Musik mit Ihrem Sirenenhaften Gesang die authentische nordische Note verleihen. Das Ergebnis sind 42 faszinierende Minuten Musik.
“My tiny butterfly“ eröffnet mit einer puckernden, perkussiven Melodie des Pianos und verhallenden Klängen des Schlagzeugbeckens. Darüber legt sich der wunderbare Gesang der beiden Damen in einer Kanonstruktur, die den Hörer förmlich in das Stück und somit in das Album hinein saugt.
“I love you“ beginnt wiederum mit modifizierten Pianoklängen, diesmal jedoch schagen sie eine mystische, dunkle Klangwelt an. Das Soundbild wirkt seltsam zwischen Psychedelik und Dark Folk. Dem Sound passen sich natürlich auch wieder die Stimmen an. Erneut kanonartig beten die beiden Stimmen einem Mantra gleich ihre dunkle Poesie dar, die von dunklen Doublebass und der verlorenen Elektronik unterstützt wird.
“Do your thing“ beginnt dann mit kakophonischen Klängen von Kontrabass, Piano und Schlagzeug, die sich zu einem schrägen, waveähnlichen Rhythmus zusammen fügen. Hier wirkt der Gesang etwas weniger stark, was auch daran liegt, dass er nicht so sirenenhaft eingesetzt wird. Ein flirrendes Piano beendet dieses kurze Intermezzo.
“I'am just a hop head“ hält ein schnelleres Tempo, nun jedoch mit einem straighten Elektrobeat der an simple, frühe Elektrosongs erinnert. Diese Einfachheit wird jedoch mit einer Menge schräger Klänge von den Kontrabässen, dem Piano und dem Schlagzeug bunt aufgemischt. Ein verrücktes New-Wave-Stück das an frühe Experimente des Genres der späten 70er Jahre erinnert und mit dem verrückten Gesang zwischen Lene Lowitsch, Nina Hagen und ähnlichen hin und herspringt.
“Why spend the dark night with you“ wird von rhythmischen Atemklängen der beiden Sängerinnen eingeleitet. Dazu setzt eine dunkle, melancholische Pianospur ein. Ein stetig gleich bleibender Rhythmus treibt das Stück voran, dunkle Elektronik und Sounds vom Becken erzeugen eine melancholisch, dunkle Atmosphäre. Darüber setzt dann wieder der mantraartige Kanongesang der Damen ein. Zum Ende bringt ein elektronischer Beat das Stück in moderne Elektrosphären. Faszinierend.
“Maybe“ beruht dann auf einem bunten Mix aus perkussiven Klängen des Schlagzeugs, der Bässe und des Pianos. Ein sehr euphorisches und dennoch verträumtes, kurzes Stück, veredelt durch den ebenso euphorischen Gesang.
“Paris“ bringt das wohl bekannteste Stück des Albums in sehr abstrakter Form da. Der Gesang wird wiederum gedoppelt dargebracht und hält sich weitesgehend am Original. Der Jazz des Originals hingegen wird aufgebrochen und in einer Art Postjazz dargeboten.
“Trees against the sky“ wird vom euphorischen Gesang der beiden Ladies getragen. Darunter ebereitet die Band einen Mix aus Postrock-/Jazz-Teilen mit sich zusammensetzenden Klängen der Instrumente und fast schon Alternativerock-ähnlichen Klängen im Refrain.
“Enough about human rights“ wird von einem dunklen elektronischen Drone dominiert. Zu diesem erklingt die immer gleiche Pianomelodie. Industrial Sounds durchbrechen die Atmosphäre und lassen das Stück so wie ein Neubauten Stück wirken. Auf dieses Stück legen die beiden Schwedinnen einen Mix aus den kanonähnlichen Gesängen und einem Art Duettgesant. Ein mystisches Stück das auch durchaus beängstigend wirkt.
All is lonliness“ arbeitet mit einem rituell klingenden Mix aus Perkussion, Bass und Gitarre. Der Gesang gleicht sich dem an und so entsteht ein betörendes, melancholisches Stück Musik. Zum Ende setzt stärkere Elektronik ein, der Gesang wird euphorisch und das Stück nimmt Alternative-/Waverock-Züge an und mündet in einem euphorischen Mix aus dem Gesang und den sich stetig steigernden Instrumenten.
“High as a rocky ledge“ beendet das Album mit wundervollen Postpop bestehenden aus Kontrabass, perkussiven Klängen der Pianosaiten und einem wunderbaren Duett der beiden Schwedinnen. Nach dem Höhepunkt des vorhergegangen Stückes wird die Scheibe so poppig und stilvoll zu einem schönen Ende gebracht.
Den Ansatz der Wikinger und des Nordens finde ich in den Stücken des Albums nur wenig wieder. Das ist wenn überhaupt aber nur ein ganz kleiner Makel. Die elf Stücke dieser Scheibe ergeben eine der besten Artpop-Platten der letzten Jahre und somit einen ersten Höhepunkt des neuen Jahres (wenn auch bereits letzten Dezember erschienen).
Absolute Empfehlung!
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1 | My tiny butterfly |
2 | I love you |
3 | Do your thing |
4 | I´am just a hop head |
5 | Why spend the dark night with you |
6 | Maybe |
7 | Paris |
8 | Trees against the sky |
9 | Enough about human rights |
10 | All is loneliness |
11 | High on rocky ledge |
Besetzung
Fabrizio Rat: Piano
Giani Caserotto: Gitarren
Ronan Courty: Doublebass
Simon Drappier: Doublebass
Julien Loutelier: Schlagzeug
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |