Reviews
A Dream In Static
Info
Musikrichtung:
Progressive Rock / Art Rock
VÖ: 23.10.2015 (Eigenproduktion) Gesamtspielzeit: 63:52 Internet: http://www.Earthsideband.com |
Cinematic Rock nennen Earthside ihre Musik. Man kann sie auch als Progressive Rock, Art Rock oder sonstwie bezeichnen; fest steht, die vier Musiker aus New Haven/Connecticut, die seit 2009 zusammen Musik machen, erreichen bereits auf ihrem Debüt A Dream In Static Weltniveau.
Beim ersten Anhören kann jeder Prog-Fan aus dem Stand mindestens zehn Bands nennen, die sich im Gesamtsound von Earthside und natürlich erst recht in den einzelnen Songs oder kurzen Sequenzen finden lassen. Strenggenommen müsste ich jetzt neben exzessivem Namedropping alles, was die Gruppe selbst über ihre Musik sagt, runterrattern. Das ersetzt aber das Hörerlebnis nicht. Deshalb nur ein Satz: „A Dream In Static is everything we are as human beings poured into 63 minutes of music.“ Richtig steil geht so ziemlich jeder, der dieses Werk hört. „Ihr habt ein Monster erschaffen.“ oder „Ich fühle mich, als ob ich Planeten erschaffe, wenn ich das hier höre,“ heißt es euphorisch im Netz. Na, neugierig geworden? Hoffentlich!
Damit würde man zudem Earthsides Mut belohnen. Denn es IST mutig, von acht Songs drei rein instrumental zu halten. Eigentlich sind es sogar vier, denn das fast 12 Minuten lange „Contemplation Of The Beautiful“ enthält eher Gesangsfetzen. Und es ist nicht wie sonst häufig bei Longtracks der Höhepunkt des Albums.
Es ist noch mutiger, seine Platte mit einem Instrumentaltitel zu eröffnen. „The Closest I´ve Come“ fließt angenehm unaufgeregt dahin und knistert dabei doch vor Spannung, ist atmosphärisch, spacig, raumgreifend und einfach unwiderstehlich! Den fehlenden Gesang vermisst man vor Begeisterung keinen Augenblick. Trotzdem freut man sich, danach bei „Mob Mentality“ eine Stimme zu hören. Die gehört Lajon Witherspoon von Sevendust. Obgleich er wie jeder der beteiligten Vokalisten eine hervorragende Leistung abliefert, gebührt die Krona Daniel Tompkins. Was die Emotionalität betrifft, hebt der TesseracT-Sänger das Titelstück „A Dream In Static“ auf eine neue, Schwindel erregend hohe Stufe. Was für ein unwirklich tiefer Song! Ohne Worte!!!
Dden weltweit nach einzigartigen Beiträgen suchenden Earthside gebührt das Verdienst, stets ein untrügliches Gespür für den gerade perfekt passenden Sänger zu haben. Und eins ist auch der „Wenn die Band wirklich gut wäre, würde ich sie kennen“-Fraktion klar: Klasseleute wie Björn „Speed“ Strid von Soilwork vergeuden ihre kostbare Zeit bestimmt nicht mit Amateuren.
Das gilt selbstverständlich auch für das Moscow Studio Symphony Orchestra, das dem erwähnten „Mob Mentality“ sogar Soundtrack-Charakter verleiht. In den Momenten wird aus dem Cinematic Rock dann wahrlich CinemaScope! Gitarrist Jamie van Dyck benötigte für die Orchestrierung vier Jahre! Er fing bereits damit an, als er noch in Yale studierte!
A Dream In Static ist ohne jeden Zweifel einer der stärksten Prog-Releases 2015. Nur die deutsche Band Ashby hat mit Fragmental ein noch besseres Debüt aus dem Hut gezaubert. Aber das ist eine andere Geschichte...
Da sich ein paar kleine Längen in die zweite Hälfte dieser CD geschlichen haben, reicht es nicht ganz für die Höchstnote. Ich würde sagen: 18 Punkte für die Leistung der Band und ihrer Gäste und ein Extrapunkt für das Top-Artwork von Cover-Papst Travis Smith.
Genau aus diesem Grund ist die CD (über Just For Kicks-Mailorder) dem Download (unter anderem bei Earthside direkt) unbedingt vorzuziehen.
Michael Schübeler
Trackliste
1 | The Closest I´ve Come | 8:00 |
2 | Mob Mentality | 9:56 |
3 | A Dream In Static | 7:35 |
4 | Entering The Light | 5:27 |
5 | Skyline | 9:28 |
6 | Crater | 6:03 |
7 | The Ungrounding | 5:34 |
8 | Contemplation Of The Beautiful | 11:49 |
Besetzung
Ryan Griffin - Bass
Ben Shanbrom - Drums, Percussion, Backing Vocals
Frank Sacramone - Keyboards, Grand Piano, Programming
Guest Vocalists:
Lajon Witherspoon (Sevendust) <2>
Daniel Tompkins (TesseracT) <3>
Björn Strid (Soilwork) <6>
Eric Zirlinger (Face The King) <8>
Guest Ensembles and Performers:
The Moscow Studio Symphony Orchestra (MSSO)
Max ZT – Hammer Dulcimer
Henrik Gennert – Guitar Solo <7>
JP Asplund - Percussion
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |