Reviews

Couperin, F. (Joyé u. a.)

La Sultanne, Préludes & Concerts royaux

Info Musikrichtung: Ensemblemusik des Barock VÖ: 15.11.2004 Alpha / Note 1 CD DDD (AD 2003 / Best. Nr. Alpha 062 Gesamtspielzeit: 62:11

Kann man sich geschmackvoller in edler Schwermut ergehen als bei François Couperin? Der Beginn seines Ensemblestücks La Sultanne dürfte hier an Eindringlichkeit wohl kaum zu übertreffen sein. Die „luxuriöse“ Quartettbesetzung spielt mir virtueller Zweichörigkeit und konfrontiert den verschatteten Gambenklang mit den zarten Melodiebögen der Violinen. Dieses Licht- und Schattenspiel wird von den Interpreten der Aufnahme sehr bewegend inszeniert. Das Stück zeigt beispielhaft, wie man dem introvertierten Charakter dieser Kunst ohne falsche Blässe beikommt.
Dass Couperins Werke hier in einer bunten Mischung erklingen, erhöht den Reiz noch: Die beiden weiteren Ensemblestücke des Programms, das 9. und 14. Konzert aus der Sammlung Les Goûts-Réünis, werden wie La Sultanne durch die locker eingestreuten acht Préludes und die Allemande aus dem Cembalolehrwerk L’Art de toucher le clavecin eingefasst. In diese kurzen Fingerübungen hat Couperin nicht wenig von seiner Kunst investiert. Schade nur, dass die Cembalistin Elisabeth Joyé sie so spannungsarm und etüdenhaft darbietet. Ihr zurückhaltendes Spiel mag bei den Ensemblestücken passend sein - bei den Soli bedarf es doch einer etwas profilierteren Interpretation. Gleiches gilt für die Allemande à deux clavecins aus dem 2. Cembalobuch, die einfach zu schleppend daherkommt. Dafür lässt das anmutige Oboenspiel von Alfredo Bernardini im 14. Konzert nichts an Schönklang und Stilgefühl zu wünschen übrig.

Georg Henkel