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Marbin

The third Set

Info Musikrichtung: Jazz Prog Rock VÖ: 17.10.2014 (Moonjune / Cargo) Gesamtspielzeit: 65:35 Internet: http://www.marbinmusic.com

So richtig hören tut man es nicht, aber The third Set hat ein Leben und eine Unmittelbarkeit, dass man es für ein Live-Album halten könnte – dachte ich! Und ich dachte richtig. Nach vier Jahren intensiver Tour-Aktivität (über 1000 Konzerte) hatten sich Marbin entschlossen, ein Live-Dokument zu veröffentlichen.

Der Promozettel erklärt das Ganze zum Jazzrock. Ich würde eher von klassischem Prog Rock mit deutlichem Jazz-Einschlag sprechen. Wenn die Gitarre bei dem eher ruhigen „Crystal Bells“ ihr Solo spielt, sieht man vor dem inneren Auge Ritchie Blackmore vollkonzentriert „Mistreated“ zelebrieren.

Auch die Instrumentierung hat mich überrascht. Bei dem heftig mahlenden Instrumental „Special Olympics“, mit dem das Quartett mich sofort für sich gewonnen hat, meinte ich eine sehr prominente Violine zu hören, die mich an eine jazz-rockige Variante von Kansas denken lies. Die gibt es im Lineup aber überhaupt nicht. Ich musste das Album extra noch mal in den Player schmeißen, um zu erkennen, Dani Rabin lässt sein Saxophon hier fast wie eine Geige singen. Klasse!

Er kann aber auch ganz anders. In der Ballade „Northern Odyssey“ lässt er es wunderschön sanft singen und macht das Stück zu einer Herzschmerz-Nummer, die einen Kontrapunkt zum restlichen Album setzt. Bei „Redline“ lässt er es teuflisch grooven und in „Vanthrax“ scheint es geradezu zu lachen.

Insgesamt vollzieht sich das komplette Album durchgehend in einer tollen emotionalen Tiefe. Das ist das Verdienst aller vier Instrumentalisten, die mit ihren Soli und Improvisationen immer nachvollziehbar bleiben, gleichzeitig aber dafür sorgen, dass man zu keiner Sekunde einen Sänger vermisst.

Klasse Album! Diese Review führt hoffentlich dazu, dass etliche, die es bei seiner Veröffentlichung vor gut einem Jahr verpasst haben, nicht vom Leben bestraft werden, sondern endlich zugreifen können.

Norbert von Fransecky