Reviews
Like Swimming
Info
Musikrichtung:
Experimental / Ambient / Orchestral
VÖ: 16.10.2015 (Hubro / Grappa Musikkforlag AS) Gesamtspielzeit: 52:17 Internet: http://www.amination.no/ |
The Island Band ist keine herkömmliche Band sondern ein komplettes Orchester das der Noreger Lars Myrvoll um sich geschart hat. So haben an Like Swimming sagenhafte 18 Musiker gearbeitet. Die entstandenen zwölf Stücke mit einer Laufzeit von ca. 52 Minuten möchte ich mal als eine unglaublich intensive und schöne Neuauflage von This Mortal Coil bezeichnen, wenn auch die den Engländern um Ivo Watts-Russel üblichen Coverversionen ebenso kein Bestandteil dieser Musik sind wie die ausgeprägte Elektronik.
The Island Band bietet eine wunderbar esoterische Musik mit klassischem Anstrich, vielen Streichern, perlenden Pianos und vielen anderen Instrumenten sowie schönen Stimmen und stimmungsvoll eingebrachten Geräuschen. Die ersten beiden Stücke sind wie ein Intro, in dem sich die Instrumente langsam zu einer schwebenden Melodie zusammensetzen und eine wundervolle Stimmung aufbauen. Diese geht dann in die herrliche Ballade “Swimming Part1“ über, zauberhaft instrumentiert und von männlichen und weiblichen Gesang sehnsuchtsvoll gesungen. “The Shore / aves in the morning“, welches hieraus erwächst, ist dann wieder mehr ein Stimmungsbild, Wellen schlagen, darüber singen und/oder kreischen Violinen und bilden eine zwischen stimmungsvoll und bedrohlich erscheinenden Atmosphäre ab.
Dunkle Theorbo fließen dann in “In all we are connected über dem ein Saxophon frei zu improvisieren scheint und die unheimliche Stimmung weiter verstärkt. Nach dem Intermezzo “*“, welches noch einmal das Meersesrauschen herausstellt erklingen dann wieder dunkle, schabende klänge, die “To Come“ eröffnen. Schwebende Klänge mischen sich über den bedrohlichen, von dunklem Pochen angetriebenen Sound. Sychedelische elektronische Soundspielerein runden diese Soundinstallation schließlich ab, ehe sie tosend unter dunklen Streicherklängen in lichte Elektronik umschwenkt und in “New Morning“, eine lichte und wundervolle akustische Gitarrennummer übergeht, welche die dunklen Sounds konterkarieren.
Hieraus entsteht dann “Waves“. Violinenklänge ertönen, Wellen schlagen dazu und erzeugen eine Art morgentliche Meeresstimmung. Wundervoll, melancholisch und doch frei. Aus diesem Soundgebilde erwacht dann mit akustischen Gitarren und elektronishcem Donnern die verspielte Ballade “Swimming part 2“, welche den Faden des ersten Parts aufnimmt, jedoch ein bisschen kraftvoller mit Chorgesang daherkommt. Es kommen sogar sehr moderne Balladeneigenschaften hinzu, so klingt das Stück ein wenig wie eine Ballade aus dem R'n'B, was aber mehr an den Stimmen denn an der wundervollen Musik liegt.
Das Stück zerfällt am Ende ganz langsam in verschiedenste Klänge, um so in “Dreaming“ überzuleiten, was offensichtlich eine Mischung aus Traum und Alptraum beschreiben will. Anders sind die teils lichten und schönen und abstrakten Violinenklänge, die mal dunkel pochende, dann schwebende Elektronik nicht zu erklären. Allerdings münden diese Klangkaskaden dann in schönen, meldodiösen und beruhigenden Streicherparts, über denen die Elektronik zwar noch seltsame, diffuse Geräusche legt, die Schönheit jedoch obsiegt.
Abgeschlossen wird das Album dann mit einem richtig poppig dahin treibenden Stück namens “Great Ocean Lookout“. Perlendes, jazziges Piano, treibender, dumpfer Popbass. Ein verspieltes, leichtes Outro für eine Scheibe, die es perfekt schafft Avantgarde, Pop und Jazz zu verbinden. Ganz großes (Ohren-)Kino.
Um nochmals den This-Mortal-Coil-Vergleich heranzuziehen sei gesagt, dass ich hiermit die Stimmung, die hier aus poppigen Songs und Soundlandschaften gemacht wird meine. Und die Atmosphäre. Vielleicht sollte man es als eine Art Version von This Mortal Coil verquickt mit den späten Talk Talk und modernen Jazzmusikern beschreiben. Auf jeden Fall ein Anwärter für das Album des Jahres. Unbedingt reinhören!
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1 | The Ocean Is Singing | 2:09 |
2 | Wake Up Now | 4:09 |
3 | Swimming (Part 1) [feat. Maria Due & Kjetil Møster] | 5:33 |
4 | The Shore/Waves In The Morning | 7:59 |
5 | In All We Are Connected (feat. Jørgen Mathisen) | 4:20 |
6 | * | 1:29 |
7 | To Come | 3:10 |
8 | New Morning | 1:15 |
9 | Waves | 5:56 |
10 | Swimming (Part 2) | 7:38 |
11 | Dreaming | 6:10 |
12 | Great Ocean Lookout | 2:29 |
Besetzung
Lars Myrvoll: Gesang, Gitarren, Synthesizer, Programming
Ole Erik Ulvin: Piano
Ole Henrik Moe Jr. : Violine, Viola
Kari Roennekleiv: Violine, Viola
Morten Olsen: Schlagzeug, Synthesizer, Perkussion
Solmund Nystadbakk: Theorbo
Klijetil Moster: Saxophon
Joergen Mathiosen: Saxophon
Kristin Tjorgersen: Klarinette
Martin Taxt: Sho, Tuba
Petter Waldemar Nohr Unstad: Bass
Ole Ovstedal: Akustische Gitarre
Juhani Sivola: akustische Gitarre
Havard Volden: Zither
Jo Berger Myhre: Bass
Andreas Stensland Loewe: Piano
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |