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Tom Gaebel

A Swinging Christmas

Info Musikrichtung: Weihnachtslieder VÖ: 06.11.2015 (Tomofon) Gesamtspielzeit: 45:26 Internet: http://www.tomgaebel.de/ http://networking-media.de/ http://tomofon-records.com/

Na, das könnte eine fröhliche Weihnachtsplatte werden.
Gaebel erscheint auf dem Cover so, als hätte er gerade ein Huhn gerupft. Ach, das sind gar keine Federn – dann ist es wohl künstlicher Schnee?
Ja, Weihnachten steht wieder einmal vor der Tür, so plötzlich. Doch diese neue Veröffentlichung kommt gerade noch rechtzeitig, um sich in der Vorweihnachtszeit in die entsprechende Stimmung zu versetzen, und das auch noch recht beschwingt, will man dem Titel dieser Platte Glauben schenken.

Bei swingender Weihnacht denke ich als Jazzfreund natürlich erst einmal an einschlägige Platten, wie sie von Ella Fitzgerald oder auch dem Organisten Jimmy Smith veröffentlicht wurden. Oder auch von Chet Baker gibt es eine hervorragende Weihnachtsplatte!
Nun bin ich gespannt, ob die Musik so künstlich klingen wird wie der Schnee aussieht.
Tom Gaebel wurde am 13.Januar 1975 in Gelsenkirchen geboren. Seit frühester Kindheit gehörte Musik zu seinem Leben. So erfuhr er eine Ausbildung von Glockenspiel und Flöte über Knabenchor und Geigenunterricht. Es folgten Unterricht an Schlagzeug und Posaune.
Mit Mitte Zwanzig wandte er sich nach einem Schlagzeug/Posaunen/Gesangsstudium dann ausschließlich dem Gesang zu.

Dieses Weihnachtsalbum, sein zweites übrigens, ist das siebte Studioalbum des Künstlers, nach seinem Debüt aus 2005, “Introducing:Myself“.
Ein Jahr zuvor machte er bereits auf sich aufmerksam durch ein Projekt, mit dem er Musik von Frank Sinatra präsentierte. Und mit diesem Kollegen verbindet ihn auch die gesangliche Präsentation.
Denn manchmal ist man erstaunt, wie nah er am Original ist, wenn er Songs des berühmten Kollegen interpretiert.

Doch nun soll es feierlich werden.
Als positiv empfinde ich es, dass auf solche auf Weihnachtsplatten stets wiederkehrende Interpretationen von Hits wie “Silent Night“; “White Christmas“, “Jingle Bells“ oder “Santa Claus Is Coming To Town“ verzichtet wurde, und bis auf einige bekannte Songs auch weniger bekannte und ebenfalls Eigenkompositionen von Gaebel wie “Happy People“, “A Jolly Winter Walk“, “When Your Heart Is Singing“ und “After The Year Is Done“ geboten werden. Das macht es nicht weniger feierlich, aber interessanter, und man kann so auch neue Eindrücke gewinnen.
Denn aufgrund der opulenten Arrangements und der großen Instrumentierung ist die Musik sehr elegant und auf hohem Niveau, also sehr festlich geraten. Dabei stechen die beiden letztgenannten Titel sehr positiv hervor, in bester Crooner-Manier geboten, hätten die Songs auch Mr. Sinatra sehr gut zu Gesicht gestanden. Sie wirken so ganz wunderbar altmodisch und lassen die „guten alten Zeiten“ anklingen. Und auch der letzte, mit leichtem Soulgroove unterlegte Song von Donny Hathaway ist ein Highlight.

Mein persönlicher Höhepunkt ist jedoch “Snow In Lover’s Lane“, im sanften Rumba-Rhythmus, satt mit Streichern unterlegt, und voller Melancholie. “Gone is love, my dream is all in vain, the moon is low, and there is snow in lover’s lane“, ja, Einsamkeit, emotional überzeugend dargestellt, ein Song, den ich auch gern außerhalb der Weihnachtszeit hören kann. Ganz hervorragend passt dazu das einfühlsame Solo von Tobias Weidinger auf dem Flügelhorn! Es ist zwar nicht im Booklet vermerkt, doch das Original dürfte von Frankie Laine, aus den Fünfzigern, stammen.
So, einige abschließende Worte, um an den Beginn meiner Ausführungen anzuknüpfen.
Ja, ein wenig künstlich wirkt die Atmosphäre in der Tat gelegentlich, bei einigen Songs scheint so etwas wie die Leidenschaft für den festlichen Anlass zu fehlen, so, als müsste noch einmal schnell eine Weihnachtsplatte her. Doch in der Gesamtheit betrachtet, stellt diese Platte eine gelungene Abwechslung oder Ergänzung im Meer unzähliger Weihnachtsplatten dar.
Doch - A Swinging Christmas ist es für mich insgesamt nicht geworden, manchmal swingt es, gut, aber nur manchmal.

Wolfgang Giese