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Wolf Maahn

Sensible Daten

Info Musikrichtung: Songwriter / Deutsch-Soul VÖ: 25.09.2015 (Libero / SPV) Gesamtspielzeit: 57:40 Internet: http://www.wolfmaahn.de

Wolf Maahn enttäuscht … eine Journalistin … in dem Stück „TV aus dem Hotelfenster“. Denn Maahn bestellt beim Interview in der Hotelbar einen grünen Tee und erfüllt so gar nicht die Vorstellungen, die „Frollein superwichtig Redakteurin bei XXL“ von einem Rockstar hat. Frollein superwichtig hätte vorher Sensible Daten hören sollen. Dann hätte sie mit grünem Tee, stillem Wasser und biodynamisch angebauten veganen glutenfreien Keksen, die ohne Kinderarbeit in transfair gehandelten Bastsäckchen geliefert wurden, gerechnet.

Mit Rock hat das, was uns der Kölner hier liefert, rein gar nichts mehr zu tun; auch nichts mit mehr mit dem verschwitzten Soul im Bimbo Club; nicht einmal mehr mit der Vorstadt-Spießer Realität. Maahn hat sich zum betulichen Sensibelchen entwickelt, das nur noch gelegentlich an den bissigen Zyniker erinnert, der denen da unten Sprache und Gesicht gab und damit eine wertvolle Ergänzung zu den Deutschrockern der 80er bot, die ihre Stimme aus der alternativen, politischen Szene oder dem Rotlicht-Milieu erhoben, oder zumindest so taten, als kämen sie daher.

Natürlich, Maahn ist nicht unkritisch geworden, aber seine Kritik an Kapitalismus, Leistungsgesellschaft und Überwachungsstaat ist selten originell, daher in der Regel recht vorhersehbar und könnte von fast jedem Politiker in einer Sonntagsrede so gehalten werden. Ganz nett ist die „Konkurrenzkampf“ Karikatur, die passend im Reggae-Rhythmus gehalten ist und so auch zu den musikalisch ein wenig gehaltvolleren Stücken gehört.

In dieser Hinsicht kann man den recht netten Rhythmiker „Zoll Achtung!“ und das bereits eingangs erwähnte „TV aus dem Hotelfenster“ auf der Haben-Seite verbuchen. Passend zum Text groovt Maahn hier das einzige Mal so, dass ein wenig seiner Vergangenheit anzuklingen beginnt.

Insgesamt: Enttäuschend! Ich schmeiß erst mal die alte Cassette mit dem Mitschnitt von Maahns Rockpalast-Auftritt in das Tape-Deck.

Positiv ist die tolle Aufmachung zu vermelden – ein Digipack mit gleich zwei(!) Booklets. In dem einen finden sich alle Texte; in dem anderen einfach nur ganzseitige Fotos – teilweise sehr schön fotografiert; lediglich der Bezug zur CD bleibt rätselhaft.

Norbert von Fransecky