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Hahn - Duparc - Chausson (Gens - Manoff)

Néère

Info Musikrichtung: Romantik - Lied/Mélodies VÖ: 06.11.2015 (Alpha / CD / DDD / 2015 / Best. Nr. Alpha 215) Gesamtspielzeit: 66:25

Auf dieser Platte widemt sich die bekannte französischen Sängerin Véronique Gens zusammen mit ihrer Klavierbegleiterin Susan Manoff der französischen Variante des deutschen romantischen Kunstliedes: Die mélodie français vereint Charakteristika, die gleichsam Synonyma für den französischen Musikstil geworden sind: Klarheit, Präzision, Formbewusstsein. Die oft von barocken Meistern inspirierte Musik der Mélodies zeichnet sich durch einen elegischen Charakter und delikate Harmonik aus; der Ausdruck ist, selbst da, wo er dramatisch zugespitzt wird, stets dezent und auch die kompositorischen Kunstgriffe werden nicht demonstrativ ausgestellt. Es ist dies eine Musik der elitären Salons und der intimen Zusammenkünfte einer Gesellschaft, die ihren verfeinerten Geschmack zelebriert. Eine gelegentliche "Fin-de-Siècle-Morbidität" verleiht den Stücken dabei das gewisse Etwas.
Vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhundert war dieses Genre auf seinem Höhepunkt. Gens hat ihre persönlichen Favoriten auf einer Platte vereinigt: Stücke von Reynaldo Hahn, Henri Duparc und Ernest Chausson verbinden sich zu einem exquisiten Programm, dass trotz der genannten stilistischen Gemeinsamkeiten nicht eintönig, gar "zu schön" wirkt. Dafür sorgt schon Gens apart nachgedunkelte, manchmal auch leicht herbe Stimme, mit der die Sängerin für jedes Stücke die ihm angemessene Farbe findet. Kunstvoll werden die Details gestaltet, Nuancierung und Phrasierung genau auf den geforderten Ausdruck abgestellt. Selbst ein Klassiker wie Hahns À Chloris klingt unverbraucht. Und das titelgebende Néère ist eine echte Entdeckung. Dies alles nicht zuletzt, weil Susan Manoff ihr als gleichberechtigte Partnerin zur Seite steht und mit ihrem wunderbar luziden, schwerelosen Spiel die Stücke zum Schweben und Funkeln bringt. Betörend!

Georg Henkel