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In The Chop House
Info
Musikrichtung:
Jazz Fusion
VÖ: 28.08.2015 (Whirlwind Records) Gesamtspielzeit: 61:54 Internet: http://www.torifreestone.com/ http://www.whirlwindrecordings.com/ |
Die Saxofonistin Tori Freestone war mir jüngst sehr angenehm aufgefallen bei der Vorstellung des Albums “Strata“ von Ivo Neame. (www.musikansich.de/review.php?id=16069).
Nun hat die junge Britin ihr erstes Soloalbum vorgelegt und legt ein vielversprechendes Debüt vor.
Diese Musik ist ungewöhnlich, typischen Jazz wird man hier nicht finden, eher die Anfänge der Fusion der Siebziger Jahre mit britischer Ausprägung werden deutlich. Offene Spielweisen, ohne gleich in Free Jazz zu münden, rockorientierte Elemente, Harmonie und Disharmonie manchmal Hand in Hand. Vor allem aber nicht leicht konsumierbar, weil eher Unruhe und Spannung denn Ruhe und Beschaulichkeit vorherrschen.
Bubble And Squeak mit der stakkatohaft wirkenden Einleitung durch das Saxofon, dazu unruhiges Trommeln, aber relative Erdung durch den Bassisten, gleich hier werden Assoziationen wach mit Begriffen wie Lösung, Aufbruch, Befreiung. Mit dem elegant und federnd vorgetragenen The Universal 4 scheint es etwas Raum zum Luft holen zu geben, bis mit dem dritten Song der einsame Georg recht agil und zappelig über die Runden hetzt.
Both Sides Now, ja, das ist von Joni Mitchell, und der Song wird inklusive der Melodieführung des Songs ausgebreitet und verarbeitet zu einem flächigen und stimmigen Meer von schöner Harmonie. But Not For Me zeigt eine offen gehaltene Bearbeitung des Klassikers, dabei aber verbunden mit einem sehr zaghaften Herantasten an die Grundmelodie, oder aber hören wir hier eine Reduzierung auf Teile des Ganzen?
Wechsel beim sechsten Titel, hier schleichen sich dezente Soul- und Funk-Anleihen ein und Tori bleibt letztlich recht verhalten.
Bei der Kombination traditionellen Liedguts mit einer Eigenkomposition, mit My Lagan Love – In The Chop House hat man das Gefühl, dass der Ursprung des Volksliedes erhalten bleibt, dann aber auch wieder nicht. Ein wenig erinnere ich angesichts der sehr schön keltisch wirkenden Einleitung an Musik von John Surman oder Ken Hyder.
Der sehr in positiver Hinsicht auffällige Drummer Giles zeigt mit dem letzten Stück sein großes Können, dabei bemerkt man nicht nur bei diesem Auftritt, dass er in Einheit mit seinen Mitspielern eine gemeinsame dichte Atmosphäre schafft. Dabei ist auffällig, dass es nicht unbedingt Tori ist, die den Löwenanteil an diesem Trioformat für sich einnimmt, denn dazu ist das zu sehr eine wirkliche Gemeinschaftsproduktion.
Dieses wiederum führt dazu, dass ich die Musikerin auf ihrer eigenen Platte als sehr zurückhaltend empfinde und das Gefühl habe, dass sie manchmal nur halbe Kraft fährt. So hätte ich mir mehr Kraft und Ausdruck in ihrem Spiel gewünscht, mehr aus sich heraus eilende Emotionen, die zu Eruptionen auf dem Saxofon hätten führen können. Und das fehlt mir auf dieser Platte dann doch einfach.
Trackliste
2 The Universal 4 [Freestone]
3 Lonesome George [Manington]
4 Both Sides Now [Mitchell, arr. Freestone]
5 But Not For Me [Gershwin, arr. Freestone]
6 Mrs PC [Freestone]
7 My Lagan Love – In The Chop House [trad., arr. Freestone/Freestone]
8 Pottering Around [Freestone]
Besetzung
Dave Maningteon (double bass)
Tim Giles (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |