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Stravinsky, I. (Silver - Garburg)

Le Sacre du Printemps - Petrouchka

Info Musikrichtung: Klassische Moderne Klavier VÖ: 19.06.2015 (Berlin Classics / Edel / CD DDD / 20143 / Best. Nr. 0300588BC) Gesamtspielzeit: 68:07

Das israelische Klavierduo Silver-Garburg legt ein Album mit den vierhändigen Klavierfassungen von Igor Stravinskys epochalen Ballettmusiken zu Le Sacre du Printemps und Petrouchka vor, die durch ihre farbige, pointierte und luzide Interpretation bestechen. Das sind alles andere als Repetitoren-Versionen oder Studienfassungen für den Proben- und Akademiebetrieb.

Trotzdem muss man beim Hören umschalten: Verglichen mit den fulminanten Orchesterfassungen wirken vor allem die "Tutti"-Stellen des Sacre vom Klang- und Dynamikvolumen her reduziert, ja sogar etwas "trocken" (was gewiss dem nicht-romantischen Ansatz Stravinskys entgegenkommen dürfte). Hier mit Tastendonner nachzuhelfen, ist die Sache von Sivan Silver und Gil Garburg nicht. Sie begreifen die Musik von ihrem Instrument und seinen spezifischen Möglichkeiten her und nicht als Orchesterimitation. So machen die Interptren aus den Grenzen eine Tugend, wenn sie die harmonische und rhythmische Struktur der Musik in all ihren Details herausspielen und durch Artikulation und Phrasierung neue atmosphärische Qualitäten entdecken. Man hört, wie kunstvoll Stravinsky seinen archisch-barbarischen Stil komponiert hat.

Darüber hinaus bestechen vor allem die "kammermusikalischen" langsamen bzw. verhaltenen Abschnitte aufgrund der feinsinnigen Gestaltung. Dass die beiden Interpreten auch privat ein Paar sind, hört man an dem delikaten, perfet aufeinander abgestimmten Linienspiel, mit dem die kontrastreichen Charaktere und Situationen des Petrouchka en miniatur inszeniert werden. Viele Wendungen kommen ganz anders heraus als in der Orchsterfassung. Ursprünglich handelte es sich bei Petrouchka um eine Komposition für Klavier und im Orchester ist eigens ein Klavierpart vorgesehen. Auch dies mag ein Grund dafür sein, dass die vierhändige Klavierfassung sich hier ingesamt mehr als eigenständiges Werk behauptet.

Präsentes und trotzdem diskretes, kammermusikalisches Klangbild. Die Aufnahme erscheint gleichzeitig als LP.

Georg Henkel