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Reviews

Cocoon

While the recording engineer sleeps


Info

Musikrichtung: Psychedelic Rock / Independent Rock / Wave Rock

VÖ: 25.05.2015

(staubgold)

Gesamtspielzeit: 45:25

Internet:

http://www.staubgold.com
http://www.gunterhampelmusic.dew
http://www.soundcloud.com/staubgold/cocoon
http://www.redbullmusicacademy.com/magazine/39-clocks-interview

Für dieses Album muss ich mal ein wenig in die eigene Vergangenheit schauen. Eigentlich dachte ich immer, dass ich mehr oder weniger alles Wichtige in der deutschen Untergrundmusik in meinem Jugend-Jahrzehnt - den 80ern - mitbekommen hätte. Ist natürlich sowieso Quatsch, aber dass ich diese Band in den 80ern verpassen konnte, verwundert mich schon ein wenig. Schließlich besteht sie nur aus Musikern aus Bands, welche mir durchaus bekannt sind. Mathias Arfmann: Die Kastrierten Philosophen - eine Band die ich auch heute noch schätze und liebe und welche mir durch meinen damaligen Kumpel Michael bekannt gemacht wurde, der hauptsächlich Yes-Fan war. Rüdiger Klose: ebenfall Kastrierte Philosophen, 39 Clocks und deren Nachfolger Phantom Payn. Die 39 Clocks habe ich damals durchaus gekannt, muss aber zugeben das ich ihre psychedelischen Hammeralben erst später richtig kennen gelernt habe. Gunter Hampel und Jürgen Keyserling: gut, ersterer war und ist mir mit seiner Jazz Galaxie Dream Band nicht bekannt, letzterer spielte aber auch bei Agitation Free, Tangerine Dream und Amon Düül II welche mir natürlich bekannt waren und sind.

Diese Musiker setzten sich als 1985, im für die breite Öffentlichkeit tiefsten Stock, Atiken-/Waterman-Pop-Massenwaren- sowie New-Romance- und Synthiepop-Zeitalter zusammen und nahmen gemeinsam das absolut folgerichtig When the recording engineer sleeps betitelte Album auf.

Die acht Stücke sind wohl am ehesten den wilden Psychedlic-Rock der 39 Clocks zuzuordnen, aber auch wenn er nichts oder nur wenig zu den Kompositionen (wobei viele Stücke auch wirklich nach Jams klingen) beigetragen hat, klingt auch die Attitüde und Herangehensweise Arfmanns Kastrierter Philosophen durch. Das E-Piano liefert oft einen durchaus jazzigen Ansatz, welcher dann sicher ebenfalls auf Gunter Hampel zurückzuführen sind.

Das Eröffnungsstück bietet einen schönen, rauen Psychedelic-Rock bester Neopsychedelia-Güte und hätte in dieser Form ebenso in den US-amerkanischen Hochburgen dieses Musikstils seinerzeit passen können. “I can see voices“ ist nicht weniger psychedelisch, erinnert it seinem Xylophon-/Vibraphon-Einsatz und der poppigen Melodie auch an die Philosophen. “Bag Lady“ liefert dann einen verschleppten Boogie.Rhythmus, bluesige Anleihen und einen psychedelisch beschwingten Garage-Rock-Sound. “Seems like I can't LSD Your Mind“ kommt dann wieder mit einer poppigeren Melodie auf dem Piano, umrahmt mit Saxophon und psychedelischen Flöten, daher. Dem Titel entsprechend ein kleiner Drogen-Psychedelia-Song.

Einen herrlichen Freak-out-Song liefert die Band dann mit “The Ritual of Boogie Transformation“. Wieder eingeleitet von einem beschwingtem Boogie-Piano, treibenden Drums und knackiger Gitarre arbeitet sich die Band knapp acht Minuten durch einen echten Garage-Rock-Kracher mit beschwingten Jazz- und Psychedelik-Anklängen und Freak-Out-Sprechgesang. Das folgende Titelstück bietet dann dunklere Kost. Das Vibraphon bestimmt das jazzig angehaucht das Stück, Schlagzeug, Gitarre und ein wummerndes Keyboard bieten fast Darkwave-Klänge. “The Shadowman“ bietet dann noch einmal freakigen Psychrock mit Krautrockrhythmen und “Teenage Dope Slaves“ erinnert noch einmal an eine Mischung aus den Philosophen, Krautrock und Psychrock inklusive fast (damals) modernen Keyboardsounds.

Insgesamt haben die Herrschaften hier damals ein wahnsinnig starkes Album abgeliefert, welches vielleicht ein wenig an den Vocals krankt (wenn diese auch durchaus typisch für die Musikart sind). Das diese Band 1985 nicht der Megakracher wurde, ist wohl (leider) mehr als deutlich. Dass sie mir entgangen sind, schiebe ich mal darauf, dass ich damals zarte 18 Jahre war. Dass wir Mathias auch die Quäknase Jan Delay zu verdanken haben, verzeihe ich ihm auf Grund solcher Leistungen in der Vergangenheit. Eine absolute Empfehlung an Widerentdecker, aber auch an Leute, die immer noch der Meinung sind, dass die 80er nur Plastikpop und insbesondere in Deutschland NDW waren.



Wolfgang Kabsch

Trackliste

1Ventilator change into airplane5:25
2I can see voices5:43
3Bag Lady5:16
4Seems like I can´t LSD your mind3:56
5The Ritual of Boogie Transformation7:56
6While the recording engeineer sleeps5:30
7The shadow man4:53
8Teenage Dope slaves6:46

Besetzung

Gunter Hampel: Vibraphone, Flutes, Bassclarinet, Piano
Electric Piano, Vocals
Mathias Arfmann: Gitarre, Bass Reverb Gitarre, Elekrtisches Piano, String Organ, Organ, Vocals
Thomas Keyserling: Flöte, Alt Saxophon
Jürgen Glue: Gesang, Bass Gitarre
Rüdiger Klose: Schlagzeug, Gesang
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So bewerten wir:

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