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Reviews

Andrè Stordeur

Complete analog and digital works 1978 - 2000


Info

Musikrichtung: Elektronische Musik / Elektonische Expermental Musik

VÖ: 15.07.2015

(Sub Rosa)

Gesamtspielzeit: 147:18

Internet:

http://www.subrosa.net/en/catalouge/early-electronic-music/andre-stordeur.html

Andrè Stordeur ist ein belgischer Musiker, geboren 1941. Zunächst war das Schlagzeug sein Hauptinstrument und mehr oder weniger traditioneller Jazz seine musikalische Umgebung. Ab Anfang der 70er Jahre vertiefte er sein Interesse an der noch jungen elektronischen Musik. Nach ersten Gehversuchen schloss er sich bald mit dem avantgardistischen belgischen Studio in Antwerpen, welches von Joris dDe Laet gegründet und geführt wurde, an und er focussierte sich auf den Serge-Synthesizer. Später baute diese Firma ihm sogar einen eigenen Synthesizer.

Auf dem hier vorliegenden 3-CD-Pack liegen nun 15 Stücke aus seiner Schaffensperiode zwischen 1978 und 2000 vor. Auf der ersten CD wird seine Arbeit 18 days aus den Jahren 1978/79 wiederveröffentlicht. Die Stücke auf dieser CD sind sehr dunkel. Sordeur produzerte hier sehr viele elektronsche Drones, die ihrer Zeit schon um einiges Voraus waren. Klangich hingegen erinnern sie ein wenig an viel frühere Zeiten. In erster Linie geht es um erzeugte Klanglandschaften, selten arbeit Sordeur sehr langsam gespielte Melodien ein. Sicherlich eine Arbeit die einigen späteren experimentellen Musikern und auch der aufkeimenden Industrial-Szene einige Soundansätze geliefert hat.

Auf dem zweiten Album befinden sich zwei längere Stücke vom Anfang der 1980er Jahre. “Oh Well“ bringt es dabei gleich auf 35:40 Spielzeit. Hier geht es dann noch ein Stück weiter in die Industrial-Richtung. Blubbernde, größtenteils atonal wirkende Synthesizer-Sounds treffen auf eine metallisch klingende Perkussionen. Dieses Stück wirkt wie der Geräuschsoundtrack für einen typischen Anfangs-Achtziger-Horror/Sience-Fiction-B-Film (möglicherweise "Mutant", falls jemand der Leser diesen Ekelstreifen kennen sollte). Melodien sind (leider) nicht wirklich afzufinden. Dieses Schema trifft zu Teilen auch auf das zweite Stück, “Chant 10 a 1981 zu. Dieses16:57 lange Stück beginnt ebenfalls mit industriellen Klängen, schwenkt dann jedoch in wesentlich hörbarere Soundlandschaften. Zwei Töne kreisen um den Hörer und ziehen ihn anschließend in ein schwarzes Loch kalter, elektronischer Klänge. Diese Malerei mit fremdartig wirkenden Klängen wechselt sich dann fortlaufend ab. Das letzte Stück dieses Albums “Nervous 2000“ offenbart sich dann auch am Klang als relativ neues Stück. Das stehts vorhandeneunkle Rauschen, typisch für ältere Analoge Aufnahmen, ist verchwunden und insgesamt klingen die Sounds etwas höher gestimmt. An der Art der Klänge an sich hat sich aber wenig verändert, auch auf diesem Stück erzeugt der Künstler eine dunkle Soundlandschaft, wie für einen Endzeitfilm geschaffen. Das Wechselspiel der eher sanften und der dunklen, harschen Klänge gestaltet sich natürlich dank des besseren Klanges noch eine Nummer intensiver.

Das dritte Album beinhaltet dann nur neuere Stücke aus dem Jahr 2000. Das dankt das Ohr, denn der Klang ist her wirklich sauber und rauschfrei. Auf etwas kürzeren Stücken erzeugte der Künstler her etwas hörbarere Versionen seiner Klangvorstellung. “Drone“ trägt seinen Titel zurecht, eine schöne, elektronisch erzeugte Dronesoundwand kreist um den Hörer ohne den Trommelfällen weh zu tun. “Raga“ rauscht dann wieder etwas mehr, doch plötzlich kommt Rhythmus auf. Nach dem zuvor Gehörtem ist das hier fast melodische Musik. Diese Widerentdeckung des Rhythmus (wir erinnern uns: begonnen hatte Stordeur als Schlagzeuger) zieht sich auch durch die weiteren Stücke. Somit ist die dritte CD fast ein kleines elektronisches, psychedelisch verspieltes Popalbum geworden.

Ein wenig fehlt mir bei den Arbeiten Stodeurs das Visionäre. Wären die Sachen des dritten Albums nicht 2000, sondern Anfang der 80er entstanden, wären sie visionär gewesen. So wirken sie eher sehr Retrolike. Und zu teilen trifft das auch auf die alten Aufnahmen zu - wären sie 10 Jahre früher entstanden, hätten sie etwas visionäres gehabt, zum Zeitpunkt ihres Erscheines jedoch waren viele der hier zu hörenden Sounds bereits in anderen Variationen zu hören.

Sicherlich mal ein interessantes Fundstück. Aber wirklich relevant?

Lobenswert ist die Aufmachung des 3-fach-Digipacks mit eigeklebte, sehr informativen Booklet.



Wolfgang Kabsch

Trackliste

CD 1
18 Days 1978 -79
1. To you 2:41
2. Memories 8:46
3. My world 7:4
4. C.C. 101.296 12:16
5. Aphrodisiac 6:57
6. Nang Na Nang 4:57

CD 2
Prevously unreleased analog and digital Works 1980 – 2000
1. Oh Well 1980 35:40
2. Chant 10 a 1981 16:57
3. Nervos 2000 7:48

CD 3
Prevously unreleased 6 Synthesis studies ca. 2000
1. Drone 13:45
2. Raga 7:54
3. Karma 7:52
4. Tablas 7:25
5. Clarinet Solo 1:55
6. Like Phil 5:21

Besetzung

Andrè Stordeur: Serge Synthesizer (verschiedene Modelle)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger