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Monteverdi, C. (Agnew, P.)

Madrigali Vol. 1 (Cremona)

Info Musikrichtung: Barock Vokal VÖ: 15.05.2015 (Édition Arts Florissants / harmonia mundi / CD / 2013 / Best. Nr. AF005) Gesamtspielzeit: 59:40

Eine Auswahl aus Claudio Monteverdis acht Madrigalbüchern auf drei CDs, die nach den Wirkungsorten des barocken Maestro benannt sind: Cremona, Mantua, Venedig. Aus musikalisch-dramaturgischen Gründen begann das Projekt mit Vol. 2. Den reifen Werken der Mantuaer Periode folgt nun Vol. 1 mit den Jugendwerken des angehenden Meisters aus Cremona. Denn dass Monteverdi schon mit 19 und 20 Jahren ein ganz Großer gewesen ist, hört man auf dieser Einspielung mit Auszügen aus den ersten drei Madrialbüchern allenthalben. Wie der Komponist die Ausdruckspotentiale der dichterischen Vorlagen herausarbeitet und in ergreifenden, beseelten muskalischen Miniaturen verdichtet, hat bis heute nichts von seiner Wirkung verloren.

Freilich: Die exquisite, ausdrucksvolle Harmonik, das feine, rhythmisch bewegte Spiel der vokalen Linien, der stete Wechsel von Licht und Schatten, die vokalen Klangfarben - all das hört man deswegen mit so großem Genuss, weil die Interpreten wie schon bei der ersten CD erstklassig sind. Unter der Leitung von Tenor Paul Agnew finden sie zu einem ebenso transparenten wie expressiven Klang, der die individuellen Timbres zu einem homogenen Ensemble von großer Reinheit vereinigt. Die Tongebung ist im Ganzen intimer, feiner und leichtgewichtiger als bei den italienischen KollegInnen, die unter Cavina oder auch Alessandrini mit dunklereren, üppigeren Stimmfarben prunken. Das soll aber nun nicht bedeutetn, dass das aus englisch- und französischsprachigen SängerInnen Ensemble von Les Arts Florissants unsinnlicher wirken würde; sie lassen nur erahnen, dass der frühe Monteverdi am Ende der Renaissance-Epoche in eine barocke Zukunft hineinkomponierte, die er dann für einige Jahrzehnte noch entscheidend prägen sollte. Man vernimmt das Alte in der minuziösen Ausdeutung der Texte. Man hört das Neue in den gewagten Dissonanzen und einem immer großzügigeren Atem, der den dichten Satz auflockert und belebt.

Es ist eine Freude zu hören, dass dieser Altmeister immer noch - und immer wieder - frisch und unverbraucht klingt und es viele Möglichkeiten gibt, seine Musik zum Leben zu erwecken.

Georg Henkel