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Warren Haynes

Ashes and Dust

Info Musikrichtung: Blues/Roots Rock, Americana VÖ: 24.07.2015 (Provogue / Mascot Label Group / Rough Trade) Gesamtspielzeit: 79:09 Internet: http://www.warrenhaynes.net https://www.facebook.com/warrenhaynes

Für Warren-Haynes-Freunde war 2015 nicht das schlechteste Jahr: zuerst die Fortsetzung der 20-jährigen Feierlichkeiten seiner Band Gov’t Mule mit drei weiteren Veröffentlichungen (s. Review-Archiv) und dann noch eine große Europatour ebenjener Gruppe, bei der man Deutschland mit besonders zahlreichen Auftritten bedachte. Überraschend kam da die Ankündigung eines neuen Soloalbums.

Nun liegt Ashes and Dust vor. Wie nicht anders zu erwarten lebt Haynes hier eine etwas andere musikalische Seite aus. So geht es auch hier ein Stück weg vom bekannten Blues-Rock, auch wenn dieser nach wie vor eine (kleine) Rolle spielt. Während vor vier Jahren bei Man in motion der Soul bestimmender Sound war, sind es heute eher ruhigere, akustische Klänge. Das Album geht dabei mehr in eine amerikanische Folk-, Bluegrass-Richtung.

Dabei nimmt sich Warren Haynes instrumental recht zurück und gibt seiner Begleitband Railroad Earth aus New Jersey einen großen Freiraum. Fiddle, Dobro und Mandoline bekommen viel Platz eingeräumt, was für ein luftiges Flair sorgt. Überhaupt klingt die Musik auf Ashes and Dust angenehm schwerelos, allerdings ohne zu leichtgängig oder austauschbar zu sein.

Denn was Haynes hier mit seinen Begleitmusikern veranstaltet, ist niveauvolles Musikkino mit einer überraschenden stilistischen Breite voller Harmonie und Spielfreude. Bereits die folkige Eröffnung „Is it me or you“ gefällt mit seiner Melodieführung. Hier meint man, Haynes sei stimmlich einem Jungbrunnen entstiegen. Denn so gelöst und mit einem derart angenehmen Schmelz hat man ihn bisher selten gehört. Das macht Songs wie die reduzierte Ballade „New Year’s Eve“ oder das Fleetwood-Mac-Cover „Gold Dust Woman“ zu einem besonderen Genuss. Letzteres wurde zusammen mit der Sängerin Grace Potter als Duett arrangiert, das fast noch etwas faszinierender als das Original klingt.

Die Musiker lassen es auf Ashes and Dust angenehm laufen. Die Stücke sind durchgehend etwas länger, kommen aber ohne den sonst von Gov’t Mule oder den Allman Brothers bekannten Jam-Charakter aus. Man hat es einfach mit fein gewebten Klangteppichen zu tun, auf die man sich fallen lassen kann. Eine angenehme sowie vielschichtig und feinfühlig klingende Überraschung von Warren Haynes!

Mario Karl