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Chabrier - Massenet - Ravel - Debussy (Roth, F.-X.)

France-Espagne. Les Siecles Live

Info Musikrichtung: Orchester VÖ: 15.05.2015 Actes Sud / Harmonia Mundi/ CD DDD (live 2012-14) / Best. Nr. AMS 17 Gesamtspielzeit: 53:40

Die Stücke auf dieser CD, allesamt Konzertmitschnitte, ergeben zusammen ein mitreißendes Sommersonntagmorgenkonzert, wie es klassischer kaum sein könnte. Das liegt nicht nur am Programm, das französische Musik um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert versammelt, die von spanischer Folklore inspiriert ist. Das liegt vor allem an dem frischen, temperamentvollen Zugriff, mit dem Dirigent François-Xavier Roth und sein Orchester Les Siècles diese weidlich bekannten Repertoirestücke zum Tanzen und Funkeln bringen.
Ob es sich um die notorische España-Rhapsodie von Emmanuel Chabrier oder um Jules Massenets schwungvolle Tanzsuite aus der Oper Le Cid handelt: Die historischen Instrumente mit ihrer leicht rauen Klanglichkeit sorgen für ein weitaus farbigereres und differenziertereres Klangbild, als man es gemeinhin von "modernen" Orchestern kennt. Dort bestimmt häufig eine gewisse Glätte und die Tendenz zur Verschmelzung den Sound. Mit diesem Erbe eines missverstandenen Wagnerismus, der den Orchesterklang immer mehr eingedickt und zugleich verflacht hat, räumen Les Siecles auf. Jedes Instrumentenregister bewahrt seinen eigenen Charakter, die darmbesaiteten Streicher überlagern nicht die Bläser, die Blechblasinstrumente schmettern, wie es sich gehört. Und doch: Alles ist zugleich elegant, kultiviert, sehr französisch. Technische Brillanz, Spielfreude und die Lust an einer gleichsam szenischen Darstellung der Klänge prägen auch Ravels Orchesterstück Alborada del gracioso und Claude Debussys Iberia-Tryptichon aus den Images pour orchestre. Besonders letzters hat selten eine so plastische Darbietung erfahren - hier wir jedes impressionistische Klischee vermieden, ohne das die atmosphärische Qualität der Musik darüber zu kurz kommen würde. Es klingt nur einfach dynanamisch und artikulatorsich kontrastreicher und trennschärfer, als man es gewohnt ist. Ein Gewinn für die Musik!

Georg Henkel