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Sonaten für Bassinstrumente
Info
Musikrichtung:
Barockmusik für Ensemble
VÖ: 01.11.2004 Glossa / Note 1 CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. GCD 921609 Gesamtspielzeit: 57:09 |
PHANTASIEVOLL UND RUSTIKAL
Joseph Bodin de Boismortier (1689-1755) war ein ungemein produktiver Komponist. Und sehr erfolgreich dazu. Dem Bedürfnis nach eingängiger, aber nicht banaler Musik kam er mit flexibel besetzter Kammermusik entgegen, die er gleich pfundweise auf den französischen Markt warf. Dass dabei die Flöte dominierte, dürfte dem eigenen Können auf diesem Instrument wie der gängigen Mode geschuldet gewesen sein.
Aber ein begabter Vielschreiber wie Boismortier bediente nicht nur die Konventionen, er etablierte auch selbst welche. Dafür sind seine Sonaten pour basses ein schönes Beispiel. Hier profilieren sich Instrumente, die bislang lediglich das Bassfundament beisteuerten, als ausgewachsene Solisten, denen einiges an Virtuosität abverlangt wird.
Mich hat diese Musik positiv überrascht: So viel Abwechslung, so viel Einfallsreichtum hatte ich nicht erwartet. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man die Werke wahlweise auf Cello, Fagott oder Viola da Gamba ausführen kann - und genau diese Abwechslung gönnt das Concert Spirituel dem Hörer auf dieser CD. Auch beim Continuo beweisen Hervé Niquet und seine Musiker Geschmack und Phantasie: Theorbe, Barockgitarre, Cembalo und Orgel sorgen für gefällige Kontraste und überraschen mit temperamentvollen Ausbrüchen. Ansonsten herrscht besetzungsbedingt ein eher erdiger und rustikaler, mitunter herbstlicher Ton vor, der sich wohltuend vom violin- und flötenseligen Einerlei barocker Dutzendware abhebt. Vor allem die Fagotte knorzen schön charaktervoll; bei der Duobesetzung der Sonate III mit ihren Echoeffekten klingt es fast nach zwei Saxophonen. Diese Vielfalt sorgt dafür, dass selbst sattsam bekannte Wendungen wieder unverbraucht klingen. Was auf dem Papier - da gibt’s nur eine Melodielinie mit beziffertem Bass - eher unspektakulär anmutet, gewinnt durch den Einfallsreichtum der Interpreten erstaunlich viel Eigenart und offenbart so manchen originellen Geistesblitz des Komponisten.
Auch der Klang der Aufnahme ist vorzüglich: Die Kammerbesetzung tönt süffig, mit geradezu orchestraler Fülle.
Georg Henkel
Trackliste
10-13 Sonate VI à quatre parties également traavaillées (op. 34)
14-17 Sonate III pour le basson (op. 26)
18-21 Sonate II pour violoncelle (op. 50)
22-25 Sonate III à deux patries (op. 14)
26-33 Suite de pièce que l’on peut jour seul (op. 40)
Besetzung
Jéremie Papasergio & Laurent Le Chenadec, Fagott
Alain Gervreau & Françoise Poly, Cello
Yuka Saïto, Viola da Gamba
Sébastien d’Hérin, Cembalo
Benjamin Perrot & Fulvio Garlaschi, Theorbe / Barockgitarre
Hervé Niquet, Cembalo / Orgel und Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |