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Reviews

Heather Nova

The Way it feels


Info

Musikrichtung: Pop / Songwriter

VÖ: 29.05.2015

(Embassy of Music / Warner)

Gesamtspielzeit: 53:54

Internet:

http://www.heathernova.com

Auf Heather Nova ist Verlass. Auch die neunte Studioarbeit der 47jährigen ist wieder ein Genuss für jeden, der gerne so tief in Musik versinkt, dass er alles um sich herum vergisst. The Way it feels entfaltet seinen Zauber allerdings fast widerstrebend. Das entrückte „I´m Air“ habe ich zuerst regelrecht überhört! An diese Widerspenstigkeit wird sich sogar mancher Fan, der vier Jahre (und zwei Tage) auf diese „Prisma-Platte“ gewartet hat, erst gewöhnen müssen.
Demjenigen, der jetzt zum ersten Mal Heather Novas Welt betritt, mag als Orientierungshilfe dienen, worin die Künstlerin selbst den tieferen Sinn ihres Wirkens sieht: „Ich mag es, etwas Schönes aus etwas Traurigem zu erschaffen, aus einem flüchtigen Augenblick etwas Unvergessliches zu machen.“

Das ist ihr zweifellos wieder gelungen. Ihre Songs klingen, als seien sie durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Im Idealfall geht es einem nach dem Genuss dieser CD auch so – wenigstens ein bisschen. Für diese Wirkung und die Schönheit ihrer Kompositionen kauft man Novas CDs. Titel wie das gemütlich vor sich hin groovende, eigentlich eher würdevoll schreitende „On the Radar“ oder das mit (vermutlich) einer Ukulele unterlegte und (vermutlich) live eingespielte „Moon River Days“ zeigen endlich wieder einmal die Intensität der leisen Töne.
Dass sich diese Anmut oftmals hinter vermeintlich ausgeprägter Schlichtheit verbirgt, ist in gewisser Weise das Geheimnis ihres Erfolges, macht es andererseits jedoch schwierig, neue Fans zu gewinnen. Das ist sehr schade, wird sich aber zumindest mit dem aktuellen Silberling wohl nicht ändern. Dafür haben einfach zu wenige einen Sinn dafür, dass hinter den Tönen, die sie gerade hören, noch mehr steckt. Etwas, das tiefer geht als nur in die Ohren.

Ja, alle 12 Songs auf The Way it feels besitzen den Zauber der Heather Nova, nur eben unterschiedlich stark konzentriert, mal mehr, mal weniger offensichtlich. Gelassen dahingleitende, auf den zweiten Blick alles andere als langweilige Klänge, die eine Oase der Ruhe bilden, ein Refugium zum Runterkommen von unschätzbarem Wert. Diese Ruhe wird gerne mit unspektakulär verwechselt, ein Eindruck, den Nova mit ihrem oftmals spontan improvisiert wirkenden Gesang noch verstärkt.
Generell kann man sagen: Je reduzierter die Instrumentierung, umso beeindruckender das Ergebnis. Dazu erzählt Heather sanft und eindringlich vom Leben auf den Bermudas („Sea Change“), lässt uns an den Ratschlägen ihrer Mutter teilhaben („Lie down in the Bed you´ve made“) oder untersucht in „Lie down...“ und „Sleeping Dogs“ den Wahrheitsgehalt von Sprichworten. „Lie down in the Summer Grass. See the Clouds, they look like Horses.“ fasst dieses Album sehr schön zusammen.

Ein tolles Schlusswort – wenn nicht das Schlagzeug wäre! Sein Einsatz, aber vor allem der Sound wirken oft unpassend. Negativer Höhepunkt ist die zweite Hälfte von „Girl on the Mountain“. Als würde man ein Kissen verkloppen... Andererseits wäre ein Jazzbesen bei jedem Stück auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Ein Dilemma.

Zum Glück kann dieser einzige echte Schwachpunkt das Gelingen dieser Platte nicht ernsthaft gefährden. Dafür sind die Kompositionen zu stark. „This Humanness“ ist einfach nur wunderschön, während „Women´s Hands“, das komplexeste Stück auf The Way it feels, einen mit offenem Mund zurücklässt. Diese prächtige Orchestrierung erwartet man in dieser Form nicht! Dann ist da noch „The Archaeologist“: Ein dramatisches Werk. Das hätte selbst Tori Amos nicht von der Festplatte geschubst.
Und wenn Nova am Ende der 54 Minuten in „Moon River Days“ plötzlich „Moon River“ aus Frühstück bei Tiffany vor sich hin summt, hat sie gewonnen. Spätestens in dem Moment will man gar nicht mehr wissen, was das „Es“ in The Way it feels eigentlich sein soll.

Dafür stellt das Prisma-Cover den musikalischen Inhalt mit jedem Hören treffender dar. Der Aufforderung „Roll downstream with me!“ kommt man nur zu gerne nach!



Michael Schübeler

Trackliste

1Treehouse5:18
2Sea Glass3:58
3The Archaeologist4:08
4Girl On The Mountain5:22
5Lie Down In The Bed You´ve Made3:37
6On My Radar4:35
7Sleeping Dogs4:31
8Sea Change3:51
9This Humanness4:42
10I´m Air 3:57
11Women´s Hands5:31
12Moon River Days4:24
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger