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Bach, J. S. (Rousset)

Französische Suiten

Info Musikrichtung: Cembalo VÖ: 01.11.2004 Ambroisie / Note 1 2 CD DDD (AD 2004) / Best. Nr. AMB 9960 Gesamtspielzeit: 95:50

Nach seiner aufregenden, undogmatischen Einspielung von J. S. Bachs Englischen Suiten legt Christophe Rousseau jetzt mit den Französischen Suiten das nicht minder beeindruckende „Pendant“ vor. Bei der Vorgängerproduktion hatte ja vor allem die fast schon draufgängerische Virtuosität für Aufsehen gesorgt. Dass Cembalistik derart packend sein kann, hatten wohl selbst die Liebhaber dieses Instrument nicht vermutet. Aufs Ganze gehört, führte der rasante Zugriff aber auch zu einer gewissen Glätte: Bachs Satz- und Fingerkünste kamen auf einmal so schneidig und artifiziell daher wie ein Porsche im Windkanal.
Die Französischen Suiten sind technisch anspruchsloser, verlangen aber einen nicht minder differenzierten Einsatz der cembalistischen Möglichkeiten, um die Musik zur Wirkung zu bringen. Blandine Rannou begeisterte hier 2003 mit einer ebenso eleganten wie atmosphärischen Einspielung, die sich vor allem durch eine subtile Rhythmik und feine Farbwerte auszeichnet (Zig-Zag Territories). Roussets Spiel auf einem originalen, im 18. Jahrhundert ausgebauten Ruckersflügel ist da, bei vergleichbar reichem Timbre, direkter und (um Nuancen) offensiver. Bei den Tempi liegen die beiden nahe beeinander, größere Unterschiede gibt es vor allem bei den Sarabanden, die Rousset insgesamt zügiger darbietet. Die Augenblicke, die sich Rannou auch sonst schon mal mehr Zeit lässt, kommen der Formulierung im Details zugute: kleine Temposchwankungen beleben bei ihr den Fluss der Musik.
Es fällt schwer, hier einer Einspielung den Vorzug zu geben. Bei Rannou gibt es insgesamt ein größeres Gestaltungsspektrum, bei Rousset beeindruckt die Gradlinigkeit und Brillanz.

Georg Henkel