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Konzerte f. Orgel und Orchester op. 26
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 01.10.2004 Ligia Digital / Klassik Center Kassel (CD DDD (AD: 2004) / Best.Nr. Lidi 0104148-04) Gesamtspielzeit: 79:55 Internet: Lachrimae Consort |
WUNDERBAR VERSPIELT
Michel Corrette (1707-1795) beerbte als Organist an der Jesuitenkirche Saint-Louis so große Vorgänger wie Marc-Antoine Charpentier und Jean-Philippe Rameau. Seine Fähigkeiten als Musikpädagoge, Virtuose und Komponist ließen ihn in dieser Position bestehen und zu Ruhm und Reichtum gelangen. In seinen Werken zeigt er eine Neigung zum sog. vermischten Stil, in den er v.a. italienische und französische Elemente einfließen ließ, ohne dabei musikhistorisch als Neuerer gelten zu können.
Correttes sechs Konzerte für Orgel, drei Violinen, Flöte, Viola und Cello stehen einerseits in der Tradition von Händels Orgelkonzerten, spielen aber zugleich mit einem musikalischen Material, das am ehesten an Vivaldi erinnert. Die Themen sind meist schlicht, die Verzierungen üppig, der technische Anspruch erweist sich sowohl für den Organisten, als auch für die Streicher als extrem hoch.
Olivier Vernet wird diesen hohen Ansprüchen an der 2002 fertiggestellten Orgel in La Ferté-sous-Jouarre (Werkstatt Fossaert) mit behender Leichtigkeit gerecht. Dabei tendiert er dazu, die Töne oft nur kurz und weich anzuschlagen, gleichsam charmant über sie hinwegzuhuschen, aber ohne dass dabei ein Ton verloren ginge. Mit unermüdlichem Eifer und Esprit arbeitet er sich durch die Kettentriller, Vorschläge und Läufe. Die an den Vorgaben Correttes orientierte Registrierung (oft nur das Horn- oder Flötenregister) gibt dem ganzen weniger einen festlichen Anstrich, als vielmehr den Charakter der Vorführung an einer automatischen Orgel oder Flötenuhr. Das präzise und geschwinde Spiel Vernets unterstützt diesen Eindruck. Die Stücke werden dadurch dem Bereich kirchlicher Orgelmusik enthoben und bekommen einen ganz und gar weltlichen Anstrich. Da näselt, plappert und quäkt das Instrument bisweilen völlig ungeniert vor sich hin. Selbst das an sich düster gefärbte Konzert Nr. 6 mutet dadurch noch unterhaltsam an.
Auf einem liebevoll und detailfreudig rekonstruierten Instrumentarium begleitet das Lachrimae Concort all´inglese den Organisten in wechselnder Besetzung auf Violinen d´amore, der Violine all´inglese, der Viola d´amore und Viola d´Orphée, der Traversflöte, dem Fagott, der Theorbe und dem Cembalo. Mag dabei manche Passage auch etwas atemlos wirken, steckt doch die Spielfreude unmittelbar an und das unbeschwert Heitere in Correttes Musik wird wunderbar transportiert.
Die Konzerte werden ergänzt durch jeweils eingeschobene Orgelstücke aus Correttes Pièces de mon Livre de Clavecin, die mit ihrem programmatischen Ansatz und ihrer teils eigenwilligen Harmonik eine angenehme Abwechslung bilden.
Das volle, absolut reine Klangbild rundet den positiven Gesamteindruck ab. Das Booklet bietet zu Komponist, Werk und Instrumenten einen umfangreichen Begleittext (Englisch und Französisch).
Sven Kerkhoff
Trackliste
4 Les Amants enchantés
5-7 Konzert A-Dur, op. 26 Nr. 2
8 Feste Sauvage
9-12 Konzert D-Dur, op. 26 Nr. 3
13 Le Courrier
14-16 Konzert C-Dur, op. 26 Nr. 4
17 Les Étoiles
18-20 Konzert F-Dur, op. 26 Nr. 5
21 Les Fanatiques
22-24 Konzert d-moll, op. 26 Nr. 6
Besetzung
Lachrimae Concort all´inglese
Philippe Foulon, Ltg. & Viole d´Orphée
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |