Reviews
Fuzzylogics
Info
Musikrichtung:
Contemporary Music / Experimental / Postrock
VÖ: 12.04.2015 (Timescraper Music) Gesamtspielzeit: 79:49 Internet: http://www.fuzzylogics.de |
Die drei Berliner Musiker Rodach, Schlothauer und Weiser, alle witzigerweise auch noch 1957 geboren, sind drei exzellente Instrumentalisten, die sich im klassischen wie im experimentellen Bereich bereits alle einen Namen gemacht haben. Schnittpunkte wären da zum Beispiel Zeitkratzer, die durchaus auch ein Hinweis auf die Richtung sind.
Fuzzlogics bietet einige kürzere, umrahmt von zwei langen Stücken (denkt man sich die abschließenden zwei Bonus-Tracks mal weg). So wird mit “Dresden“, mit 20 Minuten gleich das längste Stück, eröffnet. Hier türmen die drei mit ihren Stamminstrumenten, zuzüglich einigen wenigen Geräuschen und Elektronik, langsam fließend eine Soundlandschaft der Superlative auf.
Kreisende Elektronik, brummende aber auch singende oder sägende Gitarren, schwebende, sich dann aber auch brachial ausbrechende Klänge der elektrischen Violine und natürlich auch der Gitarre. Das klingt nach Kakophonie, was aber hier mitnichten so ist. Denn die drei routinierten Musiker setzen ihre Klänge auf einen ruhig dahin fließenden Grundsound auf, der stoisch 20 Minuten erklingt und so kann das Stück an Tempo zunehmen oder einzelne Instrumente (auch Perkussion und [elektronischer] Bass) explodieren, bedrohliche Momente entstehen oder einfach alles losprescht. Doch kaum ist der Sturm vorbei, kehrt das Stück zu seiner stoischen Ruhe zurück. “Dresden“ ist sicher eines der besten Stücke dieser Musikrichtung das ich kenne, vereint es doch die experimentellen Seiten gekonnt mit genügend Struktur um immer hörbar zu bleiben.
Ansatzlos setzt das nächste Stück “Insomnia“ mit treibenden Perkussionen und Schlagzeug ein. Sehr hohe Klänge der elektrischen Violine setzen ein, doch bleibt das kurze Stück ein Paradestück für viriituoses und doch nicht aufgesetzt wirkendes Perkussionsspiel. Ein wenig erinnert mich das Stück an eine avantgardistische Fassung von Pink Floyds "On the run". “Sirene“ arbeitet sich ebenso übergangslos heraus. Die elektrische Violine leitet ein, dunkle sphärische Sounds bilden einen droneartigen Sound, der die der Scheibe überwiegend zu Grunde liegende Langsamkeit zurückbringt.
Auch die folgenden Stücke bieten mehr von selber Güte. An sich handelt es sich (Bonsustücke ausgenommen) um ein langes Stück, das hier dargeboten wird und welches somit in seiner Länge von ca. 68 Minuten wie ein großer dunkler Horrorsoundtrack über den Hörer ergeht.
Eine spannende und durchgehend hörbare Scheibe an der Schnittstelle zwischen Post Rock, Post Jazz und Contemporary Music. Perfekt für Einsteiger, aber auch ebenso geil für geübte Genrefreunde.
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1 | Dresden | 20:20 |
2 | Insomnia | 2:53 |
3 | Sirene | 7:52 |
4 | Pulse Streams | 6:52 |
5 | Sand Sand Sand | 3:21 |
6 | Miles Groams | 6:30 |
7 | Affaire D´honour | 3:47 |
8 | I have a dream | 16:45 |
9 | Work on | 9:09 |
10 | Last Exit | 2:20 |
Besetzung
Burkhard Schlothauer: Elektrische Violine
Andreas Weiser: Perkussion, Stimme
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |