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Caramelo criminal

Caramelo criminal

Info Musikrichtung: Reggae / Latino VÖ: 25.10.2004 (Silly walks / PIAS / Rough Trade) Gesamtspielzeit: 54:45 Internet: http://www.caramelocriminal.com

1976 wurde Portugal beim „Grandprix de Eurovision“ (oder so ähnlich) von Jeanette vertreten. Im Gegensatz zu 90 Prozent der Grandprix-Songs konnte “Porque te vas“ auch im „richtigen Leben“ bestehen und erreichte Anfang 77 die deutschen Hitparaden. Die kriminellen Karamellen haben das Stück nicht nur gestohlen, sondern sich mit ihm sogar auf dem Sampler präsentiert, der der letzten Ausgabe des Reggae-Magazins RIDDIM beilag. So wurde ich auf die Truppe aufmerksam.

Leider kann die Band das Niveau des Lockvogels an keiner Stelle halten. Und es ist immer etwas peinlich, wenn eine Cover-Version der klare Star eines Albums ist. Zumal selbst dieses Highlight gegenüber dem Original durch die im Hintergrund jammernde Stimme nervend abfällt.

Genug gemäkelt. Es gibt ja auch Gutes zu vermelden. In München aufgewachsen, lateinamerikanischer Herkunft und verliebt in den Reggae positionieren sich die Brüder MC Caramelo und El Criminal exakt im Dreieck zwischen Lateinamerika, Jamaika und Europa. Dabei entstehen zwei Schwerpunkte, die sich fast gleichmäßig über die CD verteilen; weiche Pop-Songs mit lateinamerikanischem Flair und klare Reggae-Nummern, die gelegentlich großen Bob Marley-Stil atmen (“Mi Senor“), in der Regel aber etwas wie von der Stange klingen.

Insgesamt entsteht ein schöner fünfzehnstündiger Sommertag, dem man sich gut hingeben kann und der die durchfröstelten Winterknochen angenehm durchwärmt. Und dann ist es eigentlich auch egal, dass er sich gar nicht so sehr von einer Reihe anderer Sommertage unterscheidet. Wollen wir es der Crew gönnen, dass ihr Flug, der übrigens von den Münchner Szene-Größen Silly Walks Movement an den Start geschoben wird, im Zuge des derzeit grassierenden Reggae-Fiebers reichlich gebucht wird. Er hat es verdient - und die Reisenden werden es in vollen Zügen geniessen.

Norbert von Fransecky