Reviews

Colleen

Captain of None

Info Musikrichtung: Ambient / Soundscape-Pop / Electronica VÖ: 07.04.2015 (Thrill Jockey / Rough Trade) Internet: http://colleenplays.org/

Colleen ist das Projekt der 29-jährigen Französin Cècille Shott. Cècille begann ihre Musik rein elektronisch zu erarbeiten - zumeist über Musikprogramme auf dem Laptop. Da ihr jedoch das Liveauftreten nur mit einem Laptop zu einfältig vorkam, setzt sie ihre Liveshows überwiegend mit echten Instrumenten um.

Aus diesem interessanten Ansatz ist nun über die Jahre und damit auch auf ihrem sechsten Album eine sehr interessante Mischung geworden, wenn auch die Musik auf Captain of None zunächst einmal übewiegend elektronisch daher kommt und klingt. Viele Klänge sind inzwischen gesampelt von auf echten Instrumenten eingespielten Klängen.

Die acht Stücke des neuen Albums geben sich zumeist sehr ambient und schwebend. So kreisen die elektronischen Sounds im Anfangsstück um den Hörer wie eine psychedelische Mixtur. Etwas treibendere Bässe tauchen in späteren Stücken auch auf, werden von den melancholischen Klängen ähnlich einem Harmonium jedoch konterkariert. In einem Stück wie “Lighthouse“ tauchen dann gar Gitarren und Banjo auf. Ob gesampelt oder nicht, beide Instrumente geben Melodie wie Rhythmus und die schwebende, helle Stimme bildet den Gegenpol zu dieser scheinbar beschwingten Landschaft.

Die helle Stimme, oft elektronisch verfremdet, mehrfach gedoppelt und eher wie ein Instrument eingesetzt, bildet dann auch den zweiten wichtigen Part dieser Musik. Zum einen scheint es reiner Wohlklang zu sein, schwebend und anmutig. Andererseits wirkt es wie ein zusätzlicher Keyboardteppich. Und ist dann auch nicht nur interessanter Teil einer feenhaften Musik, sondern auch ein kleiner Minuspunkt, denn auf Albumlänge klingen diese Sounds dann doch mitunter auch (über)fordernd.

Insgesamt ist Captain of None genau an der Grenze von (elektronischen) poppigen Leichtmut, Ambient und Experiment aufgestellt und bietet so gut hörbaren Stoff für Grenzgänger und solche die es werden möchten.

Wolfgang Kabsch