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Byzantinischer Gesang zur Karwoche (Tavernier-Vellas)

Byzantinischer Gesang zur Karwoche (Tavernier-Vellas)

Info Musikrichtung: Altchristliche Musik VÖ: 13.03.2015 (Psalmus / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. PSAL007)

Zwei Produktionen des französischen Labels Psalmus führen den Hörer zurück zu den Anfängen der christlichen liturgischen Musik: eine erste Folge mit byzantinischen Kirchengesängen zur Karwoche, Le Chant de Byzance, und die Aufführung einer großen Hymne zu Ehren der Gottesmutter in der syrischen Tradition, Hymne Acathiste. Beide Aufnahmen zeichnen sich durch profunde Musikalität und eindrucksvolle Gesangskultur aus.

Die Gesänge zur Karwoche werden von Frédéric Tavernier-Vellas intoniert. Mit einer ungemein volltönenden, balsamisch-tiefen Stimme singt er die großen, verzierten melodischen Bögen mit großer Innigkeit. Drei Paraphonisten unterlegen den Sologesang mit sehr tiefen Haltetönen: Eine Darbietung von suggestiver sakraler, ja mystischer Kraft.

Bleibt die Exotik bei dieser ersten Platte noch etwas im Hintergrund, tritt sie bei brim orientalischer klingenden Hymnos Akathistos in den Vordergrund; die Halb- und Vierteltonchromatik und die kleinen Ornamente klingen für uns heute eher nach arabischer Musik und verweisen auf die sehr alten Wurzeln dieser Musik. Auch in diesem Fall wird der ergreifende Sologesang von Maximos Fahmé von den tiefen Tönen eines Begleittrios getragen (auf beiden Platten übernimmt übrigens der bewährte Basso profondo Antoine Sicot den supertiefen Part). Angesichts des leidenschaftlichen Vortrags möchte man übrigens kaum glauben, dass der Solist bei der Aufnahme fast 90 Jahre alt gewesen ist. Der Hymnos Akathistos zeichnet sich durch eine kraftvolle ryhthmische Deklamation aus; es ist eine ebenso leidenschaftliche wie kontemplative Anrufung Mariens und man mag gerne Glauben, dass es dieser von den Gläubigen angestimmte Gesang die Stadt Konstantinopel im 7. Jahrhundert vor der Erstürmung durch die persischen Heere bewahrt hat.

Georg Henkel