Reviews

Diverse

Casshern Original Soundtrack

Info Musikrichtung: Pop VÖ: 20.10.2004 (Toshiba-Emi Japan) Gesamtspielzeit: 53:34 Internet: http://www.casshern.com

Casshern heißt der neue Kinohit aus Japan, der satte 45 Mio. Dollar verschlang und ein gewaltiges Effektegewitter auf die große Leinwand zaubert. Dementsprechend avancierte das actiongeladene Sci-Fi-Märchen, das auf einer Animevorlage aus den 70ern basiert, zu einem der größten Kinohits der asiatischen Filmgeschichte. Dreamworks sicherte sich die Rechte an dem Celluloid Spektakel; Anfang April wird Casshern dann schließlich auch in deutschen Lichtspielhäusern zu bestaunen sein.

Als ebenso gewaltig wie den Film, wollte man auch den Soundtrack präsentieren. Und es gelang auch, einige der größten Stars der japanischen Musikszene zu versammeln.

Den Titelsong zum Film liefert allerdings die nicht ganz so bekannte Emo Band The Back Horn. Mit "Requiem" gelang ihnen zwar ein knalliger, aber wenig markanter Song. Kurzum, von The Back Horn gibt’s besseres. Besseres gibt es auch von Glay. Die Visual Rocker zählen zu den ganz großen Nummern in Japan. Ihr gemächlicher, äußerst gitarrenlastiger Song "Mugen No Deja Vu Kara" klingt zwar interessant, passt aber nicht so ganz ins Konzept. Dennoch für sich hörenswert.

So richtig hörenswert sind allerdings andere. Shiina Ringo zum Beispiel. Animefans werden hier aufhorchen: Richtig, auch der Titelsong zur Kultserie Neon Genesis Evangelion stammt von der Sängerin. Mit "Kuki" präsentiert sie einen atmosphärisch-lässigen Track in James Bond Manier, der noch dazu in lupenreinem Englisch gesungen wird. Ebenso lupenreines Englisch beherrscht auch Hyde. Der Ex-Frontmann der berühmten Visual Kei Band L'Arc En Ciel liefert mit dem energiegeladenen Rocksong "Masquerade" den vielleicht besten Track des Albums. Aber auch Chihiro Onitsuka und Hikaru Utada brauchen sich nicht hinter dem Rocker verstecken. Onitsuka gelang mit "Borderline" ein düsterer, ruhiger Song, in dem sich englische und japanische Lyrics abwechseln. Hikaru Utada gehört zu den bekanntesten Sängerinnen Japans, ihr wunderschönes Closing Theme "Dekara No Negai Ga Kanau Koro" zeigt auch eindrucksvoll, warum die Sängerin diesen Status innehat.

"Suisha" von Acidman ist ein weiterer guter Rocksong, wenn vielleicht auch etwas zu sehr in die Länge gezogen. "Like No One's Looking" und "Pluriel" allerdings zwei viel zu lange, und dadurch auch recht langweilige Instrumentalstücke, zumal einem ersteres mit seinem konfusen Elektro-Rock Mix auch schnell auf die Nerven fällt. Der negative Höhepunkt ist allerdings "Original Human" von Towa Tei. Diesen Track hätte man sich sparen können, besteht er doch ausnahmslos aus mehr oder weniger zusammenhanglosen Elektrogeräuschen und wirrem Gebrabbel.

Somit bietet der Casshern OST viel Licht, aber durchaus auch Schatten. Insofern ein eher durchwachsenes Hörerlebnis, denn viele geneigte Hörer werden nicht drum herumkommen, den ein oder anderen Track immer wieder zu skippen.

Dennoch ein starker Soundtrack, der die Atmosphäre des Films gut einfängt.
Europäische Kinogänger werden aber wohl erst in einigen Monaten in den Genuss des Albums, das abwechselnd in englisch und japanisch gehalten ist, kommen. Ein Release dieses Soundtracks, parallel zum deutschen Kinostart, ist wahrscheinlich.

Alexander Koschny