Reviews

Bob Carpenter

The Sun, the Moon & the Stars

Info Musikrichtung: Jazz / Pop VÖ: 11.10.2004 (Favored Nations / Rough Trade) Gesamtspielzeit: 58:00 Internet: http://www.nittygritty.com

Einen Namen gemacht hat sich Bob Carpenter vor allem als Mitglied der Nitty Gritty Dirt Band, einer Country Legende, die dieser Tage mit einem neuen Album wieder auf der Bildfläche erschienen ist. Sein Soloalbum The Sun, the Moon & the Stars lässt sich im weitesten Sinne als "Familien- und Freundeskreisprojekt" bezeichnen - im Mittelpunkt steht jedoch unangefochten das verträumte Pianospiel des mit Grammy- und CMA-Awards bedachten Musikers.

Das ist sehr jazzy ("Damiana", "G's Soiree"), hat hier und da ein paar Blues-Anleihen und gelegentlich auch etwas Pop á la Elton John. Nur Country findet sich kaum, was schon einigermaßen überraschend ist.

So eingängig und überschaubar wie in den beiden überraschend konventionellen Popsongs "Broken Road" und "Never Give Up" - übrigens zwei von insgesamt drei Vokaltracks auf dem Album - wird es allerdings nur selten. Die Stücke sind ansonsten sehr anspruchsvoll, was den Kitschfaktor zum Glück etwas dämpft. Im elfminütigen Titeltrack nimmt das Wechselspiel von Carpenters Piano und Steve Vai's Akustikgitarre sogar schon fast impressionistische Züge an. Bis The Sun, the Moon & the Stars mit dem traurigen, aber sehr schönen Song "Lucky Few" ein mehr als würdiges Ende findet, hat man dennoch hier und da den Eindruck, dass das komplexe Pianospiel Carpenters etwas an Vielseitigkeit missen lässt.

Vom Promoter werden die Stücke als eine Art After-Party-Musik bezeichnet - mit dieser Aussage lässt sich schon ein sehr treffendes Bild vom Album machen. Und von einem Bob Carpenter, der nachdenklich und etwas verträumt bis spät in die Nacht an seinem Flügel sitzt und nur für sich selbst zeitlose Musik spielt.

In der richtigen Stimmung ein tolles Album, ansonsten etwas langwierig.

Hendrik Stahl