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Be here
Info
Musikrichtung:
Country / New Country
VÖ: 18.10.2004 (Capitol Nashville) Gesamtspielzeit: 56:19 Internet: http://www.keithurban.net |
Nachdem das Vorgängeralbum Golden Road fast zwei Jahre brauchte, um dem europäischen Markt zur Verfügung zu stehen, tat man sich beim aktuellen Werk Keith Urban's nicht so schwer und brachte es zeitnah mit der US-Veröffentlichung auf den deutschen Markt. Dies führte zu einem fast gleichzeitigen Veröffentlichen der beiden Alben. Nachdem Golden Road bereits auf mehr als zwei Jahre Chartanwesenheit zurückblicken kann, muss sich Be Here an den recht hohen Vorgaben messen lassen. Wird es ihm gelingen?
Im Einzelnen:
Dass auch das neue Werk sich nicht an die imaginären Grenzen der Countrymusik hält, wird bereits beim Opener "Days go by" klar, den der eine oder andere Countryfan bereits auf einem Musik-TV-Kanal im Videoformat genießen durfte. Zudem werden eindeutige Parallelen zu den Vorproduktionen hörbar. Geliefert wird eine durchaus gelungene Mischung aus New Country und Pop, instrumental verbrückt mit Mandoline und E-Gitarre, und als Basis dient ein mitreißender Rhythmus, der diesem Song bereits gute Chartplatzierungen einbrachte. Den Countrypuristen dürfte somit bereits beim ersten Lied klar sein, dass sie hier nicht ihr Metier vorfinden werden. "Better life" kommt schon etwas countrylastiger daher, immer jedoch im Wechsel mit poppigen Elementen. Wiederum gibt es hier einen gut punchigen Rhythmus, der bereits bei Golden Road gute Dienste leistete und auch countryfremde Hörer in seinen Bann ziehen dürfte. Das weitere Markenzeichen von Keith Urban sind seine herrlichen Balladen. Dass sich hieran gottlob nichts geändert hat, wird bei "Making memories of us" - geschrieben von Rodney Crowell, der bereits beim letzten Album mitwirkte - deutlich, das seinen Background stark in Grenzen hält und dem 37-jährigen gebürtigen Australier den Raum gibt, die Softness seiner Stimme gekonnt in Szene zu setzen. Ein Weichspüler der Extraklasse.
"God´s been good to me" wird Keith Urban mit Überzeugung berichten können, denn musikalisch schwimmt er auf einer absoluten Erfolgswelle. Bodenständiger und weniger poppig-rockig verfügt dieser Song über einen simplen Rhythmus, der die Mitswing-Ambitionen der Hörer erheblich steigert. Ein Gute-Laune-Song, der jede Country-Party bereichern dürfte bzw. sollte. "The hard way" kommt in Wahrheit "the soft way" daher und stellt eine der schönsten Balladen dar, die es in letzter Zeit zu hören gab. Das Beziehungsproblem des Mr. Urban wird dabei gesanglich und musikalisch perfekt umgesetzt mit soften Drums und dezenter Gitarrenbegleitung. Absolut hörenswert. Eine Hommage an die Frau an seiner Seite wird bei "You´re my better half" abgegeben, bevor "I could fly" im Intro von Handclaps aufgelockert wird, die das Live-Feeling des ganzen Albums unterstreicht, das sich - ebenfalls Parallele zu Golden Road - aus der enormen Spielfreude und offenen Instrumentierung ergibt. Man scheint die Musiker nicht in ein starres Gerüst eingezwängt zu haben, denn die gute Laune bei den Produktionen ist immer gut zu hören, ganz besonders bei diesem Song, bei dem sich die Handclaps vom Intro zum Ende wieder finden und der Song ein relativ unausgegorenes Ende findet. Aber muss denn immer alles glatt enden?
Dass ein Song mit dem Titel "Tonight I wanna cry" eine herzzerreißende Ballade ist, dürfte auf der Hand liegen. Dieses Mal ist ein Flügel das tragende Backgroundinstrument, assistiert von dezenten Streichern. Eine neue Mischung, die den Song zu einer perfekten und filigranen Produktion erhebt. Folkeinflüsse - oder wie man heute sagt: Americana - machen sich bei "She´s gotta be" bemerkbar, wo trotz eines poppigen Arrangements eine Mandoline und ein eckiger Groove das Grundgerüst bilden. Aber an der heftigen Gitarre kann auch in diesem Song kein Weg vorbeiführen. Dafür ist Keith Urban einfach zu talentiert an diesem Instrument. Parallelen dazu findet man unter anderem bei Brad Paisley, der auch - warum auch nicht? - gerne mit seinen Fähigkeiten glänzt. "Nobody drinks alone" greift Alkoholprobleme und die Folgen auf. Ein Lied mit durchaus autobiografischen Zügen, denn auch Urban war für einige Zeit ganz tief unten und dem Alkohol und Drogen verfallen. Umso schöner, dass er dem Sumpf entronnen ist, um uns diese hochwertige Musik zu präsentieren. Wie bereits so oft ein Aufmerksamkeit erregender Text, dieses Mal aus der Feder von Countrylady Matraca Berg. Wie wär´s mal mit einem Countrysong von Bernie Taupin und Elton John? Ja, richtig gelesen! "Country Comfort" hat bereits mehr als 30 Jahre auf dem Buckel, passt aber in das Album wie die bekannte "Faust auf´s Auge". Komisch ist, dass die beiden Engländer das Lied mit dem größten Countryfaktor dieses Albums liefern, ohne viel Rock und Schnörkel, einfach Country straight ahead! Eine durchaus gelungene Überraschung.
Country-Pop, quasi als männliches Pendant zu Shania Twain, liefert Keith Urban bei "Live to love another day", also auch wiederum Chart-verdächtig. Die Ablösung naht als "These are the days" mit einem ruhigen Part und harmonischem Text im Stil einer Stimmungsballade. Doch wer Urban kennt, weiß, dass das nicht von langer Dauer sein kann, und ab der Songmitte schwillt der Background an, behält aber die nahezu traditionelle Couleur bei. Mit "You (or someone like you)" endet der Silberling, der insgesamt über 14 Songs verfügt, die jeweils eine Länge von rund 4 Minuten haben und dem Käufer dadurch schon eine Menge für sein Geld bieten.
Fazit:
Countrypuristen werden sich dieses Album nicht unbedingt ins Regal stellen. All diejenigen aber, die schon mal eine gute Portion Country-Pop und Country-Rock vertragen, aber auch gern bei schönen Balladen träumen, werden an dieser Scheibe ihre helle Freude haben, denn sie ist definitiv hochwertiger als das so überaus erfolgreiche Vorgängeralbum Golden Road, denn dort gab es auch mal Lückenbüßer, Songs also, die zwar keinem weh tun, aber auch niemanden großartig begeistern. Diese Art fehlt hier völlig, denn jeder Song ist durchaus hörenswert, ob Ballade oder Countrypower.
Es mag bemängelt werden, dass das Album keine klare Linie aufweist, doch ist es nicht gerade die Vielseitigkeit in der Countrymusik, die wir so schätzen? Also darf ruhig mal die Gitarre rockig aufjaulen und gleich danach das Herz zerreißen, denn so ist moderne Countrymusik, solange sie sich nicht für das Countryimage schämt und in den Popbereich abdriftet. Aber dieses Problem kennen auch andere Interpreten wie z.B. Big & Rich. Genießen wir also diese locker-fröhliche Art der Musik, die ihre Dynamik und Spielfreude nicht verloren hat und uns offen und ehrlich gute Laune und große Gefühle ins Hirn bläst.
Lothar Heising
Trackliste
1 | Days go by | 3:48 |
2 | Better life | 4:42 |
3 | Making memories of us | 4:11 |
4 | God´s been good to me | 3:37 |
5 | The hard way | 4:37 |
6 | You´re my better half 4.12 | |
7 | I could fly | 5:19 |
8 | Tonight I wanna cry | 4:19 |
9 | She´s gotta be | 4:52 |
10 | Nobody drinks alone | 5:21 |
11 | Country comfort | 4:23 |
12 | Live to love another day | 3:29 |
13 | These are the days | 2:49 |
14 | You (or someone like you) | 4:52 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |