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Schubert, F. (Fray)

Fantaisie

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 30.01.2015 (Erato / Warner Classics / CD / 2014 / Best. Nr. 0825646166992) Gesamtspielzeit: 78:59 Internet: David Fray auf Facebook

Es gilt, sich durch die Covergestaltung (David Fray als schwarz-weiße Mischung aus Kim Wilde und Franz Liszt) nicht abschrecken zu lassen: Das neue Album des Franzosen ist nämlich wirklich aller Aufmerksamkeit wert. Schon Frays erste Schubert-CD war von einer sehr persönlichen Sichtweise und sublimer Deutungstiefe geprägt (vgl. MAS-Review). Auf der CD „Fantaisie“ geht der 33-Jährige vielleicht noch einen Schritt weiter und hat sich dazu nicht zufällig Stücke gewählt, die nach Form und Inhalt in besonderem Maße aus der Kraft des Imaginativen und Poetischen leben.

So gestaltet der Solist die Sonate D 894 mit ihrem symphonisch-ausladenden Kopfsatz konsequent romantisch: verschattet, zerklüftet, melancholisch, mit einer Anmutung des Improvisierenden. Die sanglichen, unbeschwerten Momente hinterfragt er absichtsvoll durch ein Zurücknehmen der Dynamik, durch leichte Rubati und Temporückungen, so dass die volkstümlichen Formeln an den Rand der Zerbrechlichkeit geführt werden. Sie erscheinen mehr als wehmütige Reminiszenz, denn als Rettungsinseln in diesem musikalischen Meer ungestillter und unstillbarer Sehnsüchte.

Eher schon setzt der Franzose einer Wehmut den Zorn entgegen und geht dazu manche Passage äußerst kraft- und druckvoll, ja geradezu harsch an. Ein Aufbäumen, kein Entrinnen, so scheint es.

Mit diesem Ansatz gerät selbst ein wohlvertrautes Werk wie die Ungarische Melodie ins Abgründige. Etwas versöhnlicher tönen da die beiden Stücke zu vier Händen, bei denen Fray seinen früheren Lehrer Jacques Rouvier zum Partner hat. Hier wird ein enges freundschaftliches Band der beiden hörbar, denn ihre Ansätze fügen sich gänzlich bruchlos und vollkommen organisch zueinander – es ist, als würde ein einziger Spieler über vier Hände verfügen.

Sven Kerkhoff