Reviews
Pharoah Chronium
Info
Musikrichtung:
Elektronische Musik / Contemporary Music
VÖ: 28.11.2014 (Grautag Records) Internet: Günter Schickert: Elektronik, Gitarre |
Günter Schickert ist ein wohl gehütetes Geheimnis des Krautrock. Als Trompeter gestartet, sattelte er bald zur Gitarre um und entwickelte den so genannten „Echo Guitar“-Sound, von welchem auch Achim Reichel oder Manuel Göttsching beeinflusst wurden. Deren Bekanntheit konnte er jedoch trotz zweier von der Kritik hoch gelobter Alben nie erreichen. Heute hat sich Schickert der elektronischen Klangerzeugung zugewandt, ohne dabei auf sein Stamminstrument zu verzichten. Sein neustes Werk Pharoah Chronium erstreckt sich mit sechs Stücken über drei Vinyl LPs oder zwei CDs. Entstanden ist es in Zusammenarbeit mit Ghazi Barakat, einem deutsch-palästinischen Musikers.
Die Soundscapes sind der so genannten Contemporary Music zuzurechnen, Schickert baut aber insbesondere über den Einsatz seiner zumeist verfremdeten Gitarrensounds durchaus Komponenten aus Psychedelik und auch Krautrock ein.
CD 1:
Die dunklen, sich langsam ausbreitenden Stücke arbeiten mit dunklen Bässen, sich sphärisch ausbreitende Sounds und so entstehende dunklen, majestätisch wirkenden Soundkulissen. In manchen Stücken wie z.B. “Campfire“ arbeitet er dann geschickt verzerrte, psychedelisch anmutende Gitarren ein. Elektronisch erzeugte, chorartige Klänge lassen dann düstere, unwirklich wirkende Kopfkino-Soundtracks entstehen.
Über das fast rein elektronische Einstiegsstück arbeitet sich die Soundwelt der drei Stücke der ersten CD langsam in immer psychedelischere Welten hinein. Dies geschieht über den immer stärker werdenden Einsatz dieser unwirklich klingenden Echo Gitarren die um den Hörer kreisen. Mit fortschreitender Dauer entwickelt sich CD 1 ein wenig zu lichteren Klängen, wobei die grundsätzlich dunklere Gangart jedoch nicht verlassen wird. Die dunklen Rhythmen erzeugen mit der Zeit hypnotische Wirkung und so gelingt es auf CD 1 den Hörer vom Anfang bis zum Ende mitzunehmen, zu fesseln und immer neue Klänge entdecken zu lassen.
CD 2:
Diese beginnt mit einem scheinbar nur aus diesen unglaublichen Gitarrensounds zu bestehenden “Khataris“. Eine dunkel dahin perlende, sich scheinbar nicht verändernde Spur wird von schrägen Gitarrensolos, die auch verfremdet sind, überlagert und bilden so einen nebulös wirkenden, dunklen Soundscape. Manchmal erinnern mich die Gitarren an die Gitarrenarbeit der britischen And Also The Trees, jedoch nicht in deren Klarheit sondern verrauscht, psychedelisch und unwirklich. Ein echter Brocken zum Einstieg der jedoch mit jedem Hören gewinnt.
Das zweite Stück der zweiten CD namens “Galaktik Debris“ beginnt mit rhythmisch verzerrten Gitarreneffekten, die sich dann langsam durch das Einfließen elektronischer Klänge und das Übereinanderschichten diverser Klänge zu einem psychedelisch unwirklichen Stück auftürmen. Ein etwas lichter klingender, aber an sich ebenso sakral-düsterer Soundtrack.
Das abschließende “Muziek D´Ascenceur Pour L´echaufad“ geht dann noch mal in eine ähnliche Richtung, aber wesentlich zerfaserter und wieder dunkler zur Sache. Hier geht es dann fast nur noch um Sounds, die Verschmelzung zu Melodien findet in den ausklingenden Minuten des Albums dann nicht mehr so statt. Hier ist man näher an Klangkünstlern wie Andreas und Christoph Heemann oder Merzbow.
Insgesamt eine klasse Arbeit irgendwo zwischen Psychedelia, Elektronik, My Bloody Valentine, Swans, Klaus Schultze, Sunn O))) und Metal Machine Music. Sicher eine fordernde Musik (ohne die nötige Zeit und Aufmerksamkeit wird einem das Wesen dieser Klänge nicht erreichen können), die aber umso mehr mit jedem Hören wächst und sich offenbart.
Wolfgang Kabsch
Trackliste
Bamiyan 22:22
Campfire 17:49
A6 20:14
CD2:
Katharis 20:15
Galaktik Debris 17:13
Muziek D´Ascenceur Pour L´echaufad 17:19
Besetzung
www.grautagrec.com
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |