Reviews

Bee Gees

The Warner Bros. Years 1987 - 1991

Info Musikrichtung: Pop VÖ: 18.04.2014 (1987/91) (Warner) Gesamtspielzeit: 309:08

Liegt ein Fluch auf dieser Review?
So langsam habe ich den Eindruck diese Review WILL nicht erscheinen.
Zum ersten Mal war sie fertig Ende Mai. Das Durchhören von fünf CDs hatte dazu geführt, dass das etwas später geschah, als geplant. Es hatten sich auf meinem Stick wohl sechs oder sieben Reviews angesammelt, die fertig waren online gestellt zu werden, da ging der Stick verloren.

Die Arbeit von etwa drei Wochen war verloren und musste auf der Basis der dementsprechend alten Sicherheitskopie neu erstellt werden. In der Bee Gees-Datei befanden sich lediglich ein paar erste Notizen zu den ersten beiden CDs. Die Review musste also nicht nur neu geschrieben, sondern die 5-CD-Box noch mindestens einmal komplett durchgehört werden. Mittlerweile fast zwei Monate alt wurde sie dann aber von aktuelleren Scheiben in den Hintergrund geschoben.

Welches Chaos bei mir im Sommer herrschte, könnt Ihr in meinen Kolumnen vom September und Oktober nachlesen. Auch das warf Zeitpläne durcheinander. So schmeichelten die Stimmen der Bee Gees erst Anfang November erneut die Ohren. Die Dezember-Ausgabe knapp verpassend stand die Review kurz vor Nikolaus zum zweiten Mal fertig auf einem (neuen) Stick. Am 6. 12. Gegen 17 Uhr bekam ich dann ein Nikolausgeschenk der besonderen Art. Mein Stick verabschiedete sich; keine Möglichkeit mehr auf ihn zuzugreifen. Er wird noch als anwesend registriert, aber jeder Zugriff scheitert. Auch der PC-Laden strich die Segel.
Wieder fast genau drei Wochen im Eimer!

Immerhin: Dieses Mal ist die Bee Gees-Datei mit allen Notizen erhalten. Es kann also ohne weiteres Anhören sofort geschrieben werden. Mal sehen, ob diese Zeilen je das Licht der Welt erblicken werden!

Um es vorweg zu sagen. Diese Box, die die Warner Bros Jahre abbildet, liefert alles andere, als die Highlights der Bee Gees.

E-S-P hat sein Pulver schnell verschossen. Der etwas atemlose Plastik-Pop des Titelsongs und vor allem die Hit Single „You win again“ sind halbwegs brauchbar. Danach folgt blasser Ausschuss, den man sich gut schenken. Versuche Dramatik zu erzeugen („Angela“) oder eine Art Funk zu servieren („Backtafunk“) gehen ehr peinlich ins Beinkleid. Einziger weiterer Lichtblick ist „Crazy for your Love”, das mit rock’n’rolligem Background endlich mal etwas Schmackes hat.
(11 Punkte)

One baut sich exakt gegensätzlich auf. Hier stehen die beiden Highlights am Ende. „Wing and a Prayer“ hat nach einem noch blasseren Album als E-S-P immerhin etwas Power und Melodie. Der erste Bonus Track „Shape of Things to come” lässt gar fast Erinnerungen an „Tragedy” aufkommen. Ansonsten ist bestenfalls noch die schmeichelnde Pop-Ballade „Ordinary Lives“, mit der die Bee Gees das Album eröffnen, zu erwähnen.
(10 Punkte)

Auch High Civilization kann sich nicht mit Alben – wie z.B. Spirits having flown - messen, aber man kann ihm doch zumindest eine vorsichtige Empfehlung auf’s Cover kleben. „Secret Love“ ist zugegebenermaßen Kitsch hoch drei, aber ein Hit, der ins Ohr geht - Uffta uffta Drums inclusive. Auch das geschmeidige „Happy ever after“ hat was und kann im Line up des großen Bee Gees Chors zumindest bei den Backing Vocals einen Platz finden. „Ghost Train“ klingt wie eine Light-Version von Prince mit den Bee Gees am Gesang. Das dynamische „True Confessions” versteht es als progressiver Pop mit Power zu gefallen.
(13 Punkte)

Am Ende stehen die zwei CDs des One for All Concerts. Die erste CD bewegt sich im Schnitt der Box. Das Auftreten der Bee Gees bleibt blass und wenig spannend.
Das erste Highlight ist die Robin Gibb Solo-Nummer „Juliet“. Es folgt mit dem krachenden „Lonely Days” das Hard Rock Stück des Albums. Das nachfolgende Medley beginnt mit „New York Mining Disaster 1941“, dem ersten Welthit der Gruppe. Am Ende steht das völlig zerlachte und verspielte „Spicks and Specks“.

Es ist die zweite CD, die One for All Concerts insgesamt in den 14 Punkte Bereich schiebt. Nach dem gefühlvollen Opener „How deep is your Love”, der praktisch alles, was bisher in der Box zu hören war, in den Schatten stellt, folgen noch einige Füllstücke, bevor die Band beginnt die Kronjuwelen aus dem Schrank zu holen.

Das beginnt mit der Sternsunde „Massachusetts“, wird mit den Disco-Klassikern „Stayin‘ alive“ und „Jive Talkin‘“ fortgesetzt. Am Ende steht dann die damals aktuelle Single von E-S-P und der Überflieger „You should be dancing“.
Mit anderen Worten: Die Bee Gees könne auch 1989 noch erstklassig werden, wenn sie in die Zeit vor Warner zurückgreifen.

Dabei muss klar sein: One for All Concerts lässt sich nicht mit klassischen Rock-Live-Alben vergleichen. Hier werden keine virtuosen Instrumentalisten ins Rampenlicht gestellt. Es ist die livehaftige Inszenierung einer Pop-Disko. Und das klappt super.
(12 + 16 Punkte ergeben im Schnitt 14)

11 + 10 + 13 + 12 + 16 = 62
Geteilt durch 5 ergibt einen Schnitt von wenig mehr als 12.

Die CDs kommen in Papercard Sleeves in der Optik der Original-LPs; die Live-LP im Gatefoldcover. Verpackt sind sie in einer stabilen Papp-Schachtel. Das ist zumindest solide. Aber auch nicht mehr. So einem Rückblick, wenn er denn ernst gemeint ist, stehen zumindest Liner Notes zu. Derartiges ist allerdings völlige Fehlanzeige. Eine Aufwertung des Gebotenen durch die Präsentation lässt sich also kaum begründen.

Fazit: Eine (hoffentlich) preisgünstige Variante, sich mit dem Spätwerk der Australier bekannt zu machen.

Norbert von Fransecky