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Monteverdi, C. (Agnew, P.)

Madrigale Vol. 2 (Mantua)

Info Musikrichtung: Barock Vokal VÖ: 31.10.2014 (Édition Arts Florissants / harmonia mundi / CD / 2013 / Best. Nr. AF003) Gesamtspielzeit: 71:41

Eine Auswahl aus Claudio Monteverdis acht Madrigalbüchern auf drei CDs, die nach den Wirkungsorten des barocken Maestro benannt sind: Cremona, Mantua, Venedig. Aus musikalisch-dramaturgischen Gründen beginnt das Projekt mit Vol. 2., das die Mantuaer Zeit und die Madrigalbücher 4, 5 und 6 ins Zentrum rückt. Vol. 1 und 3 sollen im nächsten und übernächsten Jahr folgen.

Leiter des Unternehmens ist der Tenor Paul Agnew, der inzwischen zum Co-Dirigenten beim Ensemble Les Arts Florissants gereift ist und das Werk des Gründers William Christie wahrscheinlich auch in Zukunft weiterführen wird. Agnew selbst hat als junger Sänger bei der legendären Monteverdi-Gesamteinspielung des Consort of Musicke mitgewirkt. Auf dem Ensemble-eigenen Label präsentiert er seine persönliche Favoriten-Auswahl, die den Kenner wie den Liebhaber gleichermaßen überzeugen sollte; neben dem berühmten Lamento der Arianna findet sich z. B. die monumentale Sestina aus Buch 6 oder das eindringliche Cruda Amarilli aus dem 5. Buch.
Die Stücke wurden mit verschiedenen Besetzungen während einer umfangreichen Monteverdi-Tournee aufgenommen; mit dieser Produktion präsentiert sich sozusagen der vokale und kammermusikalische Teil der inzwischen weit verzweigten Arts-Florissants-Familie.
Die Arts-Florissants-Blütenlese verbindet die 'britische' Präzision und Klarheit mit dramatisch-sinnlicher Energie und inszeniert die Madrigale wie miniaturisierte Musikdramen. Man sieht die sich meist in leidenschaftlicher (aber unerfüllter) Liebe verzehrenden Charaktere förmlich auftreten; manchmal scheinen sich die Opernensembles Mozarts schon anzukündigen, auch wenn Monteverdi die Einzelstimmen in der Regel noch zu einem Ausdrucks-Kollektiv zusammenfasst und die Deutung des Textes im Vordergrund steht. Aber die Tendenz ist klar und in Monteverdis späten Madrigalbüchern erobert das Individuum mehr und mehr die Bühne und die Musik wird immer opernhafter.
Eindrucksvoll ist, wie es Agnew auch mit wechselnden Besetzungen gelingt, immer wieder einen charakteritischen Klang zu formen. In der vorliegenden Einspielung werden die Dissonanzen ebenso leidenschaftlich wie kunstvoll ausgesungen und die Temposchwankungen weidlich im Sinne der Textdeutung ausgekostet. Der Ensembleklang, bei dem die einzelnen SängerInnen durchaus mit ihren eigenen Timbres hervortreten, ist insgesamt schärfer konturiert und tranparenter als beispielsweise beim Ensemble La Venexiana. Dieser zugespitzte, mit kammermusikalischer Akustik eingefangene Ausdruck unterstützt den barocken, theatralischen Eindruck nachdrücklich.

Die CD kommt übrigens in opulenter Ausstattung daher; neben dem geschmackvoll gestalteten Booklet gibt es noch eine exklusiv für diese Produktion verfasste Kurzgeschichte von René de Ceccatty in einem zweiten Büchlein, mit der CD befindet sich alles zusammen in einem soliden Schuber. Man sollte dafür noch Platz im Regal haben ...

Georg Henkel